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Trotz werksschliessung: Der Streik bei AEG war ein ErfolgDie richtige Strategie

Nach fünf Wochen Arbeitskampf nun also doch die Schließung: Viele der 1.700 Beschäftigten des Haushaltsgerätewerks von Elektrolux in Nürnberg dürften von der gestrigen Einigung enttäuscht sein. Spätestens 2007 schließt das Werk, dann wird dort der letzte Arbeitnehmer seinen Job verlieren. Trotzdem war der entschlossene, über Wochen währende Streik richtig. Und ein Erfolg.

Dabei hatte sich schon früh abgezeichnet, dass Electrolux an der Werksschließung festhalten wollte. Mit dem Streik haben es die Beschäftigten aber wenigstens geschafft, dass der Umzug den schwedischen Konzern teuer zu stehen kommt: 244 Millionen Euro statt der ursprünglich angebotenen 100 Millionen Euro.

Die Furcht aber, von nun an würden immer mehr Jobs aus dem Hochlohnland Deutschland in Billiglohnländer abwandern, ist unberechtigt. Denn so schlimm der Jobverlust für die Betroffenen auch ist: Die Strategie der internationalen Arbeitsteilung sichert langfristig mehr Jobs und mehr Wertschöpfung in Deutschland, als dabei in Billiglohnländer abfließen.

Denn diese Strategie macht Deutschland zu einem Globalisierungsgewinner: Hochwertige, anspruchsvolle und kapitalintensive Produkte bleiben hier. Arbeitsintensive Tätigkeiten dagegen wandern dorthin, wo sie am billigsten erledigt werden. Diese Verlagerung von Teilen oder Vorprodukten sichert hierzulande höher qualifizierte Arbeitsplätze. So profitiert die deutsche Automobilbranche trotz steigender Zulieferungen aus Osteuropa mit einer zunehmenden Beschäftigung in Deutschland. Der Erfolg der deutschen Strategie drückt sich in einem ständig wachsenden Außenhandelsüberschuss aus, der beim Exportweltmeister Deutschland im vergangenen Jahr auf über 160 Milliarden Euro anstieg.

Wenn der AEG-Konflikt etwas Positives zeigt, dann dies: Qualifizierte Arbeitnehmer sind das Pfund, mit dem Deutschland wuchern kann. Wer dagegen Dumpinglöhnen das Wort redet und die deutsche Wirtschaft als Basarökonomie schlecht macht, befindet sich auf dem Irrweg. Und auch für Arbeitnehmer bleibt eine positive Erkenntnis: Streiken lohnt sich wieder. TARIK AHMIA

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