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Über glühenden Kohlen

ZUM AUSPROBIEREN Von Bio aus Brandenburg über klassisch Fränkisch bis Ungarisch pikant: Die schönsten Biergärten und Lokalitäten mit dem besten Grillangebot der Stadt

Im Golgatha gibt es Fleisch vom Öko-Metzger und „Kreuzberger Klosterbier“

VON MICHAEL PÖPPL

Das „Meisterstück“ hat sich der kulinarischen Handwerkskunst verschrieben. Vom offenen Grill des Lokals duften besondere Wurstspezialitäten aus vielen deutschen Regionen herüber: würzige Käsekrainer aus der Münchener Traditionsmetzgerei Gaßner oder Kräuter-Rindswürste vom Aubracrind des Biohofs Reiter in Irschenberg. Bestes aus Berlin steht ebenfalls auf der Speisekarte, sehr beliebt ist die fantastische „Ritterblutwurst“ vom vielfach ausgezeichneten Neuköllner Fleischer Benser. Als flüssige Begleitung werden „Craft-Biere“ aus aller Welt gezapft. Empfehlenswert ist das erfrischende Zirndorfer Kellerbier aus Mittelfranken oder das starke, 6,9-prozentige „East Indian Pale Ale“ der Brooklyn Brewery.

Das Meisterstück, Hausvogteiplatz 3-4, Mitte, tägl. 10–1 Uhr, www.dasmeisterstueck.de

Immer wieder sonntags

Der Flohmarkttrubel am Mauerpark hat auch seine schönen Seiten. Vor allem die, dass es im fahrbaren Grillmobil an der Bar „schönwetter“ die wohl beste Thüringer Rostbratwurst in Berlin gibt. Beeindruckend sind nicht nur der hervorragende Geschmack und die fantastische Senfauswahl zur Wurst, sondern auch das vorbildliche Konzept der kleinen Firma Tannenwälder. Giovanni Secondi und Michael Werner, die freundlichen Betreiber, stellen ihre Würste aus ökologischer Herstellung in einem Thüringer Traditionsbetrieb her. Sie legen größten Wert auf Qualität und Regionalität, sogar die Gewürzkräuter der Würste stammen aus Thüringen. Das nachhaltige Abfallsystem sorgt zusätzlich für ein gutes Gewissen bei den Kunden. Wer sonntags nicht kann: Die auffälligen dreirädrigen Roller der Firma findet man auch auf Festivals oder Wochenmärkten, zum Beispiel donnerstags auf dem Ökomarkt am Kollwitzplatz oder freitags am Ökomarkt auf dem Lausitzer Platz in Kreuzberg.

Tannenwälder, sonntags im „schönwetter“, Bernauer Str. 63, www.tannenwaelder.de

Die Kreuzbergvariation

Rot, scharf und ein wenig süßlich nach Paprika, so schmecken die Kolbasz, die neben Nackensteaks und Gemüsespießen auf dem großen Grill des beliebten Biergartens Golgatha im Viktoriapark schmurgeln. Die typisch ungarischen Würste und alle Fleischwaren stammen aus der Öko-Metzgerei Gottschlich in Prenzlauer Berg, dazu gibt es hausgemachte vegetarische Salate und frischgezapftes „Kreuzberger Klosterbier“. Sehr praktisch: Jeden Freitag und Samstag kann man bei der Disco ab 22 Uhr das gerade frisch erworbene Hüftgold wieder wegtanzen.

Golgatha, im Viktoriapark, Zugang Katzbachstraße/, tägl. 9 Uhr bis open end, www.golgatha-berlin.de

International

Überm Eingang des Praters züngelt eine Comicschlange um ein rotes Herz. Einst traf sich hier das einfache Volk zu revolutionären Mai-Kundgebungen, zum vergnüglichen Schwof oder zu aufregenden Boxkämpfen, seit über 175 Jahren wird im ältesten Biergarten Berlins getrunken, gefeiert und gegessen. Ebenso klassisch wie die Atmosphäre mit Kastanien und Bierbänken ist auch die gute Kost vom Rost: Nackensteaks, polnische Krakauer und knackige Lammbratwürstchen aus Brandenburg, dazu gibt’s das helle und dunkle Praterbier vom Fass. Die Gegend ist zwar schicker geworden, an den Nachbartischen hört man häufig Englisch oder Spanisch, doch die Ureinwohner haben sich nicht vertreiben lassen. Und so wird im Prater gerne noch aufs Schönste ostberlinert.

Pratergarten, Kastanienallee 7–9, Prenzlauer Berg, tägl. ab 12 Uhr (bei schönem Wetter), www.pratergarten.de

Entschleunigend

Während die Ausflugsdampfer im Schleusenbecken langsam nach oben steigen, beginnt die feierabendliche Entschleunigung im Schleusenkrug. Vögel zwitschern und sogar Elefanten tröten – vom benachbarten Zoo weht ein Hauch von Kamel herüber. Vom Grill kommen appetitlichere Düfte, denn auf dem Rost liegen herzhafte französische Merguez oder geniale fränkische Bratwurst vom vielfach preisgekrönten Neulandfleischer Bünger in Wilmersdorf. Dazu passt hervorragend das süffige Bier vom heiligen bayrischen Berg, im Schleusenkrug wird seit neuestem Andechser Helles vom Fass gezapft. Auch Vegetarier finden etwas auf der umfangreichen Tageskarte, zum Beispiel gratinierten Ziegenkäse mit Pfefferkaramell auf Wildkräutersalat mit Erdbeeren – verdammt lecker, wenn auch ungegrillt.

Schleusenkrug, Müller-Breslau-Straße, tägl. 10–1 Uhr, www.schleusenkrug.de

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