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Klappt auch mit Joghurt

WAS DER KÜHLSCHRANK HERGIBT Quark, Ei und Mehl werden zu Pfannkuchen. Davor: Krautsuppe

Was noch übrig war

Im Kühlschrank: Quark oder Joghurt, ein Ei, Sauerkraut, eine Möhre, eine halbe Tomate, Butter oder Margarine

Im Schrank: Vanillezucker, Schmelzflocken oder feine Haferflocken, Gewürze, die man sonst zu selten benutzt, wie zum Beispiel Kardamom, Zimt, Anis, Oregano oder Thymian, Marmelade

Immer da: Salz, Pfeffer, Kaffee, Mehl, Zucker, Brühe

VON UNDINE ZIMMER

Ich war als Teenager immer der Überzeugung, dass meine Mutter nicht kochen kann. Sie tat kein Salz an die Kartoffeln und sie konnte keine braunen Soßen kochen. Dafür hatte man immer löffelweise getrockneten Thymian, Rosmarin und Basilikum zwischen den Zähnen. Ihre Pfannkuchen waren smartphonedicke, zähe Teller, die nach Anis schmeckten. Bis heute ziehe ich meine Mutter mit ihren experimentellen Kochkünsten auf und rümpfe die Nase bei ihrem Vorschlag, Banane mit Zucchini zu kombinieren.

Suppe mit Sauerkraut

Doch was sie richtig gut kann, ist Suppen kochen. Eine unserer Standardsuppen steht absolut in der Tradition des Resteessens, eben der Reste, die es bei uns zu Hause immer gab. Und dazu gehörte Sauerkraut aus der Packung (ist günstig, hat Ballaststoffe und Vitamine), Wacholderbeeren, die meine Mutter vom Strauch auf dem Balkon geerntet hatte, Käsewürfel, die auf dem Boden der Suppenschüssel mit dem Sauerkraut verschmelzen, eine frische Tomate in die Schüssel gewürfelt, ein Paar Nudeln vom Vortag und dann Gewürze nach Geschmack: Paprika, Pfeffer, Thymian, Petersilie, für Mutige etwas Muskat.

Sauerkraut, Wacholderbeeren, Nudeln und ein paar Gemüsereste, zum Beispiel Zwiebeln und Karottenscheiben, ein paar Minuten in Gemüsebrühe vorkochen und dann über die Suppenschüssel gießen. Die Zutaten auf dem Boden der Schüssel werden dadurch warm – der Käse muss Fäden ziehen – und es kann sofort gelöffelt werden.

Der Pfannkuchen war immer noch dick, aber weich wie ein Federbett, geradezu kuschlig auf der Zunge

Beim letzten Besuch dann hat mich meine Mutter mit ihren Quarkpfannkuchen überrascht. Erst habe ich sie, wie immer, skeptisch beobachtet, als sie den dicken Teig anrührte. Als sie mir das Probierstück hinhielt, rümpfte ich erst die Nase, ließ mich dann zu einem Bissen herab. Und sagte nichts mehr. Der Pfannkuchen war immer noch dick, aber weich und warm wie ein Federbett, geradezu kuschlig auf der Zunge. Meine Mutter lächelte. Und ich zückte schon Papier und Stift, um mir ihr Rezept zu notieren: „Man verrühre ein Ei, einen Teelöffel Zucker, Vanillezucker nach Geschmack und ein bis zwei Esslöffel Quark oder Joghurt. Falls der Teig zu fest ist, kann man einen Schluck Wasser hinzufügen. Nach nochmaligem Rühren zwei Esslöffel Mehl, zwei Esslöffel Schmelzflocken oder ganz feine Haferflocken unterrühren. Bei Bedarf nochmal mit Wasser verdünnen.“

Kaffee mit Kardamom

In der Pfanne erwärmt meine Mutter etwas Butter. Auf mittlerer Hitze lässt sie den Teig unter dem Deckel garen, bis er nicht mehr flüssig ist. „Wenn das Verdunstungswasser vom Deckel in die Pfanne rinnt und knistert, ist es Zeit, den Pfannkuchen zu wenden“, sagt sie. Dann schaltet sie die Platte aus und lässt den Pfannkuchen noch ein bis zwei Minuten fertig garen. Dann mit Marmelade bestreichen oder einfach mit Zucker bestreuen und servieren. Und weil der Pfannkuchen satt macht und schon süß ist, braucht es diesmal auch keinen Nachtisch. Außer vielleicht einen Kaffee, den man übrigens auch mit Kardamom oder Zimt würzen kann.

Undine Zimmer, 33, hat früh gelernt, Lebensmittel möglichst effizient zu nutzen. Ihre Familie hatte wenig Geld. Undine Zimmer schreibt hier alle vier Wochen über das Kochen mit Resten.

Die anderen Autoren: die Köchin Sarah Wiener, die aus einer Zutat drei Gerichte komponiert, Philipp Maußhardt, der vergessene Rezepte ausgräbt, und Christoph Esser, den wir in der taz-Küche befragen.

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