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kommentarGott ist ein Werbefritze

RTL hat die deutsche Popband Oomph! von der Echo- Verleihung ausgeladen – angeblich wegen des Liedes „Gott ist ein Popstar“, eigentlich aber zu PR-Zwecken

Fast wäre man ja geneigt, es für einen Skandal zu halten. Da darf eine Industrial-Rockband aus Wolfsburg nicht bei der Echo-Verleihung am 16. März mittun, weil sie Texte wie diesen zum Vortrag bringt: „Ich geb’ euch Liebe, ich geb’ euch Hoffnung, doch nur zum Schein, denn die Massen wollen betrogen sein.“ So was geht natürlich gar nicht, zumindest steht’s so in dem Brief, mit dem RTL die Plattenfirma über die Disqualifizierung ihrer Schützlinge unterrichtete: „Im Kontext der aktuellen, internationalen religiösen Diskussionen und im Lichte einer allgemeinen Verantwortung sehen wir eine Aufführung des Songs ‚Gott ist ein Popstar‘ sehr skeptisch, ja als nicht zu verantworten.“

Im Lichte allgemeiner Verantwortung wären demnach auch die Schriften von Karl Marx nicht zu verantworten, der Religionen generell mit Drogen gleichsetzt. Und wie steht’s mit einem Song wie „God Is A DJ“ von Faithlesss – darf der nun auch nicht mehr gespielt werden? Nein, um all das geht es überhaupt nicht. Es geht um eine unterdurchschnittliche Band mit einem wenig originellen Song – durch dessen Verbot ein unterirdischer Sender ein wenig Aufmerksamkeit erregen will für eine öde Veranstaltung. FRA

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