: Do the Right Break
SUBKULTUR Im Hamburger Kino B-Movie läuft bis Ende August eine Reihe mit Filmen über HipHop – von den Ursprüngen in den USA der 70er bis zum Widerhall in Lateinamerika 25 Jahre später
HipHop dürfte die letzte Jugendkultur und populäre Musikrichtung sein, die im Kino verbreitet und zelebriert wurde. So analog wie das Scratchen hat sich die ganze Szene entwickelt. Rapper wie Snoop Dogg und Ice Cube wurden zu Filmschauspielern und Eminem spielte sich selber in der Kinobiografie „8 Mile“. Was jetzt kommt, findet im Netz statt, aber auch wenn HipHop heute so verbreitet ist wie nie, ist seine Blütezeit doch eindeutig vorbei.
Und so liefert die Reihe zum Thema „HipHop im Film“, die heute Abend im B-Movie beginnt, auch einen historischen Abriss dieser Subkultur, die in den 70er-Jahren in den Ghettos der USA mit scratchenden Discjockeys, Breakdancern und den ersten Rappern begann. Deshalb ist es konsequent, wenn als erster Film „Do the Right Thing“ von Spike Lee gezeigt wird. Dies war einer der ersten großen Filme, die aus der Perspektive der Afroamerikaner erzählte, ohne dabei die Konventionen eines Genres zu bedienen und dadurch zwangläufig Klischees zu verstärken. Ein heißer Sommer lässt hier in den Straßen von Harlem, New York die Filmfiguren immer hitziger werden und die Pizzeria des Viertels wird plötzlich zum Feindesland. Alles beginnt mit einem Streit um die laute Rap-Musik aus einem Ghettoblaster. Lee war immer ein sehr musikalischer Regisseur, und der Soundtrack klingt auch heute noch erstaunlich cool.
Das amerikanische Kino hat immer gerne von den bösen Buben und Outlaws erzählt und in dieses Schema passen auch die Rapper. „Notorious“ aus dem Jahr 2009, der ebenfalls heute Abend im Spätprogramm gezeigt wird, ist ein typisches Beispiel dafür. Christoph Wallace, bekannt als Notorious B.I.G., wurde zu einem der bekanntesten Stars des Musikgeschäfts und nach einer Awardshow in Los Angeles auf der Straße erschossen. Regisseur George Tillman Jr. arbeitet viel mit dem Weichzeichner, und so ist dies eher ein tragisches Künstlerporträt als eine auch nur halbwegs realistische Darstellung der hochkommerziellen HipHop-Szene geworden, doch der Rapper Jamal Woolard wirkt in der Titelrolle authentisch und zumindest musikalisch ist der Film stimmig.
Wie international und umfassend HipHop inzwischen ist, zeigt an diesem Sonntag um 19 Uhr der Schweizer Spielfilm „Off Beat“ von Jan Gassmann, der von einem homosexuellen Rapper erzählt. Wie schwer es für Schwule ist, in der von Machos beherrschten HipHop-Szene zu bestehen, wird danach ab 21 Uhr in der Dokumentation „HipHop: Beyond Beats and Rhymes“ von Byron Hurt gezeigt. In Interviews entlarven sich Stars der Szene wie Busta Rhymes hier als homophobe, gewaltverherrlichende Sexisten – aber reicht es nicht, aufmerksam auf ihre Texte und Attitüden zu achten, um das herauszufinden?
Wie ein utopischer Gegenentwurf dazu wirkt die Dokumentation „Estilo HipHop“ von Loira Limbal (zum ersten Mal Donnerstag in einer Woche um 22 Uhr), in der Rapper aus Brasilien, Chile und Kuba beweisen, dass HipHopper auch progressive politische Aktivisten sein können. WILFRIED HIPPEN
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