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BERNWARD JANZING ÜBER SOLARWORLD UND DIE ZUKUNFT DER ENERGIEWENDEIn die Wüste

Solarworld ist gerettet – vorerst zumindest. Nun bleiben Fragen. Etwa die: Kann der Konzern wieder profitabel werden, wo doch der Druck durch Importware aus China bleibt? Die Chance ist zumindest gegeben, denn Solarworld befreit sich von Altlasten aus einer Zeit, als fast die gesamte Branche übermütig auf ewiges Wachstum setzte.

Wird der Konzern aber weiterhin in Deutschland Solartechnik für den heimischen Markt produzieren? Zweifel sind angebracht, auch aufgrund des künftigen Miteigners: Es soll keiner glauben, der Wüstenstaat Katar, der mit 29 Prozent einsteigt, habe Interesse daran, dass in Zukunft jedes Haus in Deutschland seinen eigenen Strom erzeugt. Im Interesse der Scheichs dürften eher großspurige Wüstenprojekte liegen, mit denen sie sich weiterhin als Energielieferant Mitteleuropas andienen können. Klar, dass die Technik dann auch nicht mehr in Deutschland produziert wird.

Somit könnte Solarworld als globalisiertes Unternehmen fortbestehen, als Treiber der hiesigen Energiewende aber ausfallen. Denn wer hier in Zukunft Solartechnik verkaufen will, muss Kleinanlagen anbieten. Das erfordert eine andere Produktvielfalt als der Bau eines Solarkraftwerks. Man braucht unterschiedliche Modultypen für eine ansprechende Solararchitektur, man braucht Steuerungstechnik, um die kleinteilige Stromerzeugung ins Netz einzubinden.

Wirtschaftlich attraktiv ist diese dezentrale Stromerzeugung längst, wie erste Projekte zeigen, die schon ohne Einspeisevergütung auskommen – eine Brauerei in Franken etwa, die seit Mai ihren Solarstrom komplett selbst nutzt. Denn der ist schon heute billiger als der Strom aus dem Netz. Dass ein Unternehmen, in dem ein Emirat die Strippen zieht, solche Visionen einer Bürgerversorgung hegt, ist unwahrscheinlich.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 7

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