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MILOŠEVIĆ-BEERDIGUNG ZEIGT: SERBIENS REGIERUNG IST ERPRESSBARBlamage für die Reformer

Serbiens Premier Vojislav Koštunica versucht zu versöhnen, was nicht versöhnt werden kann: europäische Zukunft und nationalistische Vergangenheit. Er will Serbien nach Europa führen, paktiert aber mit antieuropäischen Kräften. Er will mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal zusammenarbeiten, braucht jedoch dafür die Zustimmung der Partei des wegen Völkermords angeklagten Slobodan Milošević. Er will Serbien vorantreiben, erwähnt aber mit keinem Wort die serbische Verantwortung für die blutige Vergangenheit. Das Ergebnis: Die Rehabilitierung der kriegshetzerischen Politik Milošević’ und seiner Mitläufer, die am Samstag durch Belgrad stolzierten.

Der Zirkus um die Bestattung des ehemaligen starken Mannes auf dem Balkan wäre nur burlesk, wenn dessen Sozialistische Partei Serbiens (SPS) nicht in der Lage wäre, Koštunica zu erpressen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann dessen Minderheitsregierung die Rechnung für die parlamentarische Unterstützung der Sozialisten ausgestellt wird. Der selbst deklarierte Legalist Koštunica musste nun Gesetze zurechtbiegen und faule Kompromisse eingehen, damit Milošević’ Witwe unbehelligt nach Serbien zum Begräbnis kommen kann. Die Tiraden vom christlichen Mitleid waren für die Öffentlichkeit bestimmt. Es ging ums politische Überleben. Der Preis: Vormarsch rechtsradikaler Kräfte, die ihre Chance für ein Comeback wittern – und internationale Blamage.

Koštunica hat gefährliche Macht- und Tatenlosigkeit gezeigt. Die Milošević-Beerdigung war zwar keine kolossale Machtdemonstration, wie es sich seine Anhänger erhofft hatten. Doch das andere, höfliche, bürgerliche, proeuropäische Serbien musste die Glorifizierung des Mannes, der das Land ruiniert hatte, angeekelt und bangend über sich ergehen lassen. Obwohl Koštunica das unbedingt vermeiden wollte, ist eine Konfrontation der zwei Weltanschauungen unvermeidlich. Und notwendig. Wieder einmal befindet sich Serbien am Wendepunkt. Das Land steht zwischen der EU und einem tiefen Abgrund, in den es der tote Milošević mitreißen könnte. ANDREJ IVANJI

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