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Weiß-blaue Karriere

STAATSNÄHE Regierungssprecher Wilhelm soll BR-Intendant werden

Von Journalisten wird Ulrich Wilhelm fast immer gelobt: Charme, Zuverlässigkeit, auch dass er „anständig“ sei, wird dem Regierungssprecher der schwarz-gelben Rumpelkoalition medienübergreifend bescheinigt.

Aber eigentlich geht es gar nicht um Ulrich Wilhelm, den Sympathen mit CSU-Parteibuch, der nun Thomas Gruber als BR-Intendanten beerben soll.

Natürlich würde Wilhelm gut nach München passen – wie CSU-nah die ARD-Anstalt tickt, das beweist ein Blick auf Chefredakteur Sigmund Gottlieb oder ein bisschen Ahnenforschung bei Kulturchefin Sabine Scharnagl, deren Vater einst den Bayernkurier redigierte und die schwarzen Mehrheiten im ZDF-Fernsehrat organisierte.

Und vielleicht wäre der gebürtige Münchner Wilhelm unter anderen Umständen sogar ein höchst wünschenswerter Kandidat für den höchsten Job beim BR: Ein Parteiapparatschik ist er nicht, und im Sender kennt sich der gelernte Journalist, den Stoiber 1991 aus der BR-Chefredaktion in die Staatskanzlei holte, aus.

Doch wenn fast übergangslos der Sprecher der Bundesregierung zum Intendanten einer ARD-Anstalt aufsteigt, wirft das mehr als eine Frage auf: Wo der Mangel an Staatsferne des ZDF demnächst in gleich zwei Verfahren das Bundesverfassungsgericht beschäftigen wird, wäre es ein höchst ungeschicktes Signal des öffentlich-rechtlichen Systems – bei aller Sympathie für den Kandidaten. STG

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