piwik no script img

Reis wird bald zum knappen Gut

Wegen des Booms in China wächst die Reisproduktion langsamer als die Nachfrage

BERLIN taz ■ Reis wird nach Auffassung von Experten im amerikanischen Agrarministerium schon in naher Zukunft knapp werden. Ursache sei ein Rückgang der Agrarflächen im Hauptanbauland China. Der rasante Industrieboom und der Straßenbau verschlingen landwirtschaftliche Nutzflächen. Zudem geben viele Bauern den Reisanbau auf und werden zu Wanderarbeitern in den boomenden Städten.

Reis ist weltweit das wichtigste Nahrungsmittel. Es liefert mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung den Hauptanteil an Kalorien. Die Weltproduktion an Reis liegt nach Angaben des amerikanischen Agrarministeriums im laufenden Jahr bei 410 Millionen Tonnen. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um fast 8 Millionen Tonnen.

Doch den amerikanischen Agrarexperten zufolge steigt das Angebot nicht im selben Maße wie die Nachfrage. 90 Prozent aller Reisfelder liegen in Asien, neben China vor allem in Indien, Indonesien, Vietnam und Thailand. Zwar wurde vielerorts bereits in den 90er-Jahren der Reisanbau deutlich intensiviert, beispielsweise durch den Übergang zu mehr Erntefolgen. Die Grenzen sind aber fast erreicht. Zudem boomt gerade in vielen Anbaustaaten die Industrie, und eine fehlende Umweltpolitik führte bereits in China und Vietnam regional zu Missernten.

Hinzu kommt: Die weltweiten Lagerbestände an Reis waren nach Angaben des US-Agrarministeriums noch nie so gering im Verhältnis zur Weltbevölkerung wie heute. Allein in den letzten 12 Monaten sollen sie von 74 auf 66 Millionen Tonnen geschrumpft sein, hauptsächlich in China.

Die US-Studie geht davon aus, dass sich der Reisertrag global kaum noch steigern lässt. In den USA hofft man deshalb, viele der 1,3 Milliarden Chinesen könnten sich an Weizen gewöhnen. Amerikanische Fastfoodgerichte auf Weizenbasis haben im Reich der Mitte schon Einzug gehalten.

Eine Folge der Entwicklung: Der Reispreis steigt derzeit stark an. Der Berliner Reisgroßhändler Le Luong Can, der Reis aus Thailand und Vietnam bezieht, musste allein in der vergangenen Woche einen Anstieg von 9,70 auf 10,72 Euro auf den Zwanzigkilosack hinnehmen. „Meine Lieferanten sagen mir, die Chinesen kaufen ihnen riesige Bestände ab und sind bereit, dafür jeden Preis zu zahlen.“ Vietnamesische Medien berichten über einen Anstieg des Reispreises im Binnenhandel um 8 Prozent seit Jahresbeginn. MARINA MAI

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen