: Verharren in der Geschichte
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es ist kein Geheimnis, dass sich Potsdams Stadtobere, alliiert mit Potsdams neuem Geldadel, die Stadtentwicklung im Zentrum der Landeshauptstadt historistisch wünschen. Geschafft haben Jauch, Plattner und Co. schon einiges in Sachen preußischer Imagepflege: Um den Alten Markt wird es mit dem Wiederaufbau des Palais Barberini neben dem Schloss jetzt vollbarock. Die Garnisonkirche wird rekonstruiert, und das Havelufer sieht bald aus wie eine Sammlung römischer Villen zwischen Vicenza und Pompei.
Dass im Rathaus nun Pläne liegen, im gesamten zentralen Bereich – zwischen Friedrichstraße und Havel – die Flächen dem Stadtgrundriss von 1750 unterzuordnen, ist maßlos. Derart eindimensional und baulich rückwärtsgewandt denkt man sich nicht einmal Berlin rund um das Humboldtforum.
Abschied der Moderne
Auch das Signal, das davon ausgeht, zeugt von Kurzsichtigkeit. Werden doch die Perspektiven einer Stadt komplett verbaut, die sich vor zehn, fünfzehn Jahren noch aufmachte, sich von Preußenmuff und Sanssouci-Klischee in die Moderne zu verabschieden. Das neue Hans-Otto-Theater, der Innovationspark oder die Schwimmhallenpläne, designt von dem brasilianischen Superstar Oscar Niemeyer, stehen für einen Aufbruch, der selbst ein Landtagsschloss hätte verkraften können.
Nichts davon gilt mehr. Schlimmer noch: Wo man nicht in Geschichte verharrt, baut man diese. Die neobarocke Ausdehnung über den zentralen Bereich hinaus – in den Lustgarten, bis zum Stadtkanal und zur Plantage –, für die es auch noch Überlegungen gibt, wäre das Ende einer ganzen Stadt, wie wir sie kennen. Das kann nicht sein.
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