: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Unterschiedlicher könnten die künstlerischen Reaktionen auf Architektur kaum sein, wie sie in der Galerie magnus müller und der Neurotitan Gallery zu sehen sind. Während bei Magnus Müller eine spanische KünstlerInnengruppe von Architekten, Fotografen, Modedesignern und Poeten für „Urban Intimacies“ auf die schöne Oberfläche von Architektur und Lebensmodellen verweist, widmen sich zwei Gruppen, die 44flavours und der KLUB7, in einer Mischung aus Grafik und Streetart, den Fassaden von Architektur. Und zwar ausschließlich auf Holz, und das nicht nur als Reminiszenz an Ladenschilder vergangener Zeiten. Ökonomische Perspektiven oder gesellschaftliche Prozesse werden genauso angerissen wie traditionelle Arbeitsweisen erkennbar: Wie etwa Spolien, die durch die Wiederverwendung von Architekturteilen entstehen, Pentimenti, eine Veränderung der Malerei, die während des Werks entsteht und nachvollziehbar bleibt, oder Palimpseste, die sich nach dem Schaben oder Waschen von Dokumenten und durch das Einbeziehen verbleibender Symbole in das neue Werk herausbilden. Keine Postmoderne also ohne Geschichte und kulturelle Überlagerungen, selbst wenn die Bilder von einem spielerischen Umgang mit der Stadt und dem Leben zeugen. Etwas steif wirkt dagegen die Ausführung der Gruppe um das Madrider Architektenbüro OH / Architecture & Urban Strategy, dem ein Penthouse zugrunde liegt. Schick und kühl wirken die Fotografien mit noch viel schickeren Modellen, die in dem noblen Bau über der Stadt posieren. Wohnen oder gar Leben scheint hier nur zwanghaft möglich, auch wenn die Oberfläche noch so erstrebenswert scheint. Das Patchwork aus Fotos, Dias, Projektionen und Sprache bleibt dabei so abstrakt wie ein assoziierter Lebensentwurf, in dem die Ironie leider verloren geht.
■ KLUB7 + 44 flavours = Holz51; bis 2. 5., Mo.–Sa. 12–20, So 14–19 Uhr, neurotitan im Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Str. 39, HH ■ Urban Intimacies; bis 23. April, Di.–Sa., 12–18 Uhr, Galerie magnus müller, Weydingerstr. 10/12
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