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KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER SONDERRECHTE FÜR ULTRASFehler korrigiert

Der FC St. Pauli hat die Gelegenheit genutzt, einen Fehler zu korrigieren. Es gab keinen Grund, die Ultrà zu privilegieren

Man kann darüber streiten, ob die Aktion der Ultrà St. Pauli klug war, beim Spiel gegen Hansa Rostock andere St. Pauli-Fans von der Tribüne auszusperren: Ihr Anliegen, den Protest gegen die Aussperrung von Gästefans öffentlich zu machen, war richtig. Denn Fan-Rechte sind universell. Wer daran Hand anlegt, macht den Fußball kaputt. In der Wahl der Mittel sind die Ultrà-Fans übers Ziel hinausgeschossen. Das wurde deutlich, als unter einigen Fans Panik ausbrach.

Dennoch, es scheint auf den ersten Blick eine grobe Keule, wenn der Verein nun, nach einer einzigen Verfehlung, alle Vereinbarungen mit den Ultrà-Fans kassiert. Das allerdings nur, wenn man die Sonderrechte der Ultrà grundsätzlich billigt.

Man könnte indes auch sagen: Der FC St. Pauli hat die Gelegenheit genutzt, einen Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Es gab keinen Grund, die Ultrà gegenüber anderen Fan-Gruppen derart zu privilegieren, dass sie ihren Fan-Block völlig selbst verwalten. Auch die Kartenpolitik müssen in einem Verein die demokratisch legitimierten Gremien verantworten. Sie aus der Hand zu geben, ist fahrlässig.

Ohne die Ultrà St. Pauli damit vergleichen zu wollen: In Italien und Spanien kann man sehen, wohin es führen kann, wenn radikale Fans die Kontrolle über Clubs übernehmen: In Barcelona bis zu einem Mordkomplott gegen den Präsidenten.

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