piwik no script img

Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird in der Erreichbar über das Gebirgsjägertreffen in Mittenwald informiert, den letzten großen Wehrmachtstreff, bei dem von den guten alten Frontschweinzeiten geschwärmt wird. Der Arbeitskreis „Angreifbare Traditionspflege“ informiert über das Treffen und über die geplante Gegenkampagne. Am Donnerstag laden die FreundInnen der klassenlosen Gesellschaft ins Tristeza zu einer Diskussion über die soziale Krise in Griechenland. Getreu dem Marxschen Motto „… wenn die Demokraten die Regulierung der Staatsschulden verlangen, verlangen die Arbeiter den Staatsbankrott“ fragen die Veranstalter, wer eigentlich wie von der Krise profitiert, wer die Opfer der Krise sind und welche Chancen sie vielleicht offenbart. Haben die ArbeiterInnen und die Prekären in Griechenland überhaupt die Chance zur politischen Intervention? Am Freitag wird allerorten und unter reger Anteilnahme der Polizei Walpurgisnacht gefeiert, doch am frühen Abend wird am S-Bahnhof Schöneweide mittels einer Antifa-Demo versucht, noch einmal wirkliche Politik zu machen – Anlass bieten Hitlers 65. Todestag, die Schöneweider Kneipe „Zum Henker“, in der sich Rechtsradikale treffen, und schließlich der Marsch, den die Nazis am 1. Mai durch Berlin veranstalten wollen. Das Motto lautet schlicht: „Kein Fußbreit den Faschisten“. Am Samstag dann der 1. Mai und Heididei, nach der Blockade der Nazidemo durch Prenzlauer Berg treffen sich all jene, denen Randale ein Hobby ist, und jene, die glauben, im sinnlosen Aufstand sei ein Sinn zu finden, in Kreuzberg 36 und glotzen, motzen oder brüllen. Das Spiel heißt: Schwarze Vermummte versus grüne, wer mehr haut, hat gewonnen. Ein reichlich ödes Spiel. Die revolutionäre Demo um 18 Uhr, die am Kottbusser Tor beginnt, eröffnet bekanntermaßen den lustigen Reigen.

■ Gebirgsjäger: Erreichbar, Reichenberger Str. 63a, Mo, 19.30 Uhr

■ Griechenland: Tristeza, Pannierstr. 5, Do, 19.30 Uhr

■ Antifa-Demo: S-Bhf. Schöneweide, Fr, 17 Uhr

■ 1. Mai: Sa, rund um die Uhr

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen