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Der Ausgezeichnete

Der Einstieg war steinig: Als Bjarne Mädel nach seinem Fernsehdebüt seine Mutter anrief, fand er sie völlig aufgelöst. Zwei Nächte lang habe sie nicht schlafen können, klagte sie, nachdem der Sohn auf dem Bildschirm als betrunkener, „Ey lass’ ma das Mädchen da los“ lallender Ballermann-Tourist zu erleben gewesen war. Zusammen mit dem Stiefvater überlege sie, „wo wir Geld für dich auftreiben können, damit du so etwas nicht mehr machen musst“.

Inzwischen räumt Mädel, 1968 in Reinbek vor den Toren Hamburgs geboren und im Stadtteil Bergedorf zur Schule gegangen, für seine Schauspielerei Auszeichnungen im Abonnement ab. Gleich zweimal – 2012 und 2013 – erhielt er den Grimme-Preis für seine Rolle als „Tatortreiniger“, ebenfalls 2012 gewann er den Deutschen Comedypreis. Auch für die Verleihung 2013, gestern nach Redaktionsschluss, war er nominiert. Außerdem heimste er, im April, den Jupiter-Award ein, und die Fachzeitschrift Brigitte kürte den bekennenden HSV-Fan unlängst „zum lustigsten Schauspieler Deutschlands“.

Ob als Bürodepp „Ernie“ in der Pro7-Comedyserie „Stromberg“, als treudoofer Dorfpolizist mit Bierbauch und Pisspottschnitt bei „Mord mit Aussicht“ oder eben als Schotty, der NDR-„Tatortreiniger“ mit Pferdeschwanz: Niemand spielt den liebenswert-trotteligen Loser, gerne auch mit doofer Frisur, so respektvoll und hintergründig-tiefsinnig wie Mädel, der das Schauspielerhandwerk in Babelsberg erlernte. Sein Erfolgsrezept bringt der Wahlberliner auf einen einfacheren Nenner: „Ich versuche einfach authentisch scheiße auszusehen.“

Der Erfolg von „Tatortreiniger“ Schotti überraschte nicht zuletzt die Programm-Macher: Anfangs versteckte der NDR die Serie Ende 2011 im Nachtprogramm. Erst Kritiker und Zuschauerreaktionen machten den Sender darauf aufmerksam, dass ihm da Großes gelungen war. Jetzt gab man bekannt: Ab Mitte November werden vier neue Folgen gedreht.  MAC

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