: Das Ende einer langen Karriere
VON STEFAN ALBERTI
Es ist vorbei. Renate Künast, die grüne Exministerin, Exparteivorsitzende, Ex-Berliner-Spitzenkandidatin und Exfraktionsvorsitzende, steht erstmals seit über einem Jahrzehnt ohne politisches Führungsamt da. Sie dürfte damit das Ende ihrer Politkarriere erreicht haben. Ihre Hoffnung, auf den Posten einer Bundestagsvizepräsidentin wechseln zu können, die sie seit ihrem Rückzug als Fraktionschefin vor drei Wochen hegte, platzte am Dienstag. Da zog Künast ihre Kandidatur zurück und vermied damit eine absehbare Niederlage gegen ihre Mitbewerberin Claudia Roth.
Mit diesem Rückzieher hat sich Künast selbst, aber auch ihrer Fraktion und Partei den denkbar größten Gefallen getan. Man muss Künast nicht mögen. Aber eine demütigende Wahlschlappe am Karriereende als eine, die unbedingt einem Chefjob den nächsten folgen lassen wollte, das hätte sie nicht verdient.
Verfehlte Ambitionen
Ihre jüngsten Ambitionen erschienen von vornherein schwer verständlich. Die manchmal ruppig und abwehrend wirkende Künast war so viel weniger als die joviale Roth vorstellbar für den Job im Parlamentspräsidium, der eine gewisse Umgänglichkeit erfordert. Wobei es fraglich ist, ob Roth wirklich die vor zwei Wochen via Günther Jauch verbreitete Wahlunterstützung ihres Duzfreunds Günther Beckstein geholfen hätte, dem bayerischen Exministerpräsidenten.
Die Berliner Grünen müssen nun über eine neue Führungsfrau nachdenken, die sie bei der nächsten Bundestagswahl anführt, was 2002, 2005, 2009 und vor drei Wochen Künast tat. Gut möglich, dass das ein Job für die derzeitige Landesvorsitzende Bettina Jarasch wird.
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