: Alles halb so wild
Ein Gesetz gegen Handys an Schulen ist unnötig, findet der Senat – weil es kaum einschlägige Probleme gibt
Eben war es noch Thema beim Landesfinale von „Jugend debattiert“ in der Bürgerschaft, am Dienstag steht die Frage schon auf der Tagesordnung des Senats: Sollen Handys in der Schule verboten werden? „Nein“, findet Bildungssenator Willi Lemke (SPD) – zumindest nicht gesetzlich.
Anlass der Debatte in der Senatorenrunde sind indes weniger die Einwürfe der SchülerInnen, als eine aktuelle Anfrage der CDU: Wie können Jugendliche vor gewaltverherrlichenden und pornographischen Inhalten geschützt werden, die über Handys verbreitet werden?
Alles halb so wild, sagt jetzt der Wissenschaftssenator. Aus Bremer Schulen seien gerade einmal drei Vorfälle bekannt, bei denen SchülerInnen einschlägiges Material getauscht haben. Eltern und Polizei wurden seinerzeit informiert, die Öffentlichkeit „bewusst nicht“ – „um Nachahmung zu verhindern“, wie die Schulbehörde schreibt.
„Der Senat hält ein allgemeines Handyverbot nicht für sinnvoll“, heißt es jetzt in der Beschlussvorlage des Senats. Lemke setzt weniger auf gesetzliche Sanktionen als vielmehr auf die Eigeninitiative der betroffenen Schulen. Zugleich begrüßt er „ausdrücklich“ die Entscheidung von einzelnen Schulkonferenzen, Handyverbote am jeweiligen Standort zu erlassen – „und deren Einhaltung konsequent vor Ort durchzusetzen“. Wie diese im Einzelfall aussehen soll, darüber schweigt der Senat.
Und so setzt der Senat lieber auf „verbindliches pädagogisches Handeln“, „einheitliches Auftreten der Lehrkräfte“, und eine „klare Wertevermittlung“. Und für alle Verstöße wird auf die Polizei verwiesen. mnz
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