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Herrgott, Margot!

Margot Käßmann langt gern zu – und hinterher will sie es nicht so gemeint haben

VON PHILIPP GESSLER

Ja, die Frau hat es nicht leicht gehabt in den vergangenen Jahren. Ja, der Afghanistan-Krieg kann kritisiert werden. Und, natürlich, die Anti-Baby-Pille hat viel zum Fortschritt bei der Emanzipation der Frauen beigetragen. Aber, bitte, warum soll die Pille ein „Geschenk Gottes“ sein, wie Käßmann nun auf dem Kirchentag sagt? Ein „Geschenk der Wissenschaft“, klar – aber was hat Gott damit zu tun? Und warum glaubt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, dass der Ökumenische Kirchentag das richtige Forum sei, um diese Ansicht zu vertreten?

Es macht eben einen Unterschied, wo man was sagt. Und immer, immer sollte man eben auch auf seine Wortwahl achten. Käßmann langt gern zu. Und allzu oft will sie es nachher alles nicht so gemeint haben. Die allseits so angehimmelte Geistliche legt liebend gern rhetorische Minen, um sich nach deren Explosion darüber zu beklagen, dass sie von den bösen Medien leider völlig missverstanden wurde. So gut es ist, dass Käßmann wieder in der Öffentlichkeit auftaucht – wenn sie so weitermacht, ist zu befürchten, dass sie eines Tages als Krawallschachtel in den Talkshows enden. Wäre schade um sie.

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