: Drei Jobs, ein Mann
BRANDENBURG Christian Görke, erst seit 2012 Linken-Fraktionschef im Potsdamer Landtag, ist jetzt auch Spitzenkandidat für die Landtagswahl – und bald auch Parteivorsitzender
NOCH-CHEF STEFAN LUDWIG ÜBER GÖRKE
VON STEFAN ALBERTI
Im August 2012 Fraktionschef, nun Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2014 und ab Januar auch Landesvorsitzender der Brandenburger Linkspartei: Schneller als Christian Görke kann man kaum Politkarriere machen. Die im Landesverband bisher ungeliebte Postenhäufung brachten am Wochenende der Parteivorstand mit einer Empfehlung an den Parteitag und der bisherige Landeschef Stefan Ludwig auf den Weg. Der, erst vor eindreiviertel Jahren ins Amt gekommen, will im Januar nicht wieder antreten und stellte sich hinter seinen 51-jährigen designierten Nachfolger.
Görke ist damit binnen 15 Monaten in der Brandenburger Linkspartei, die seit 2009 mit der SPD das Land regiert, ganz nach oben gekommen. Zuvor verharrte er über fünf Jahre im Amt des parlamentarischen Geschäftsführers der Landtagsfraktion. Im August 2012 aber löste er bei einer Fraktionsklausur überraschend Kerstin Kaiser an der Fraktionsspitze ab, die bis dahin das Aushängeschild der Linken in Brandenburg war. Kaiser hatte nach internen Disputen über ihre Arbeit und ihren Führungsstil entschieden, nicht wieder für die Fraktionsspitze zu kandidieren.
Ähnlich verlief nun die Entwicklung beim Parteivorsitz. Da hatte Noch-Chef Ludwig offenbar genug Zeichen erkannt, die seine Wiederwahl äußerst fraglich erscheinen ließen. In Medienberichten ist zu lesen, seine eher sachliche und bedächtige Art sei zunehmend auf Kritik gestoßen. Görke – oft in offenem Hemdkragen und gut gebräunt – ist schon rein äußerlich ein Gegenentwurf zum weniger smart auftretenden Schnurbartträger Ludwig.
Zuletzt waren bei Brandenburgs Linken 1993 beide Posten in einer Hand. Mit der Wiederauflage reizt die Partei ihre Möglichkeiten aus, den noch nicht so bekannten Görke in Position für die Wahl 2014 zu bringen.
Der einer Entmachtung zuvor gekommene Ludwig gab ganz den solidarischen Parteisoldaten. „Christian Görke hat bewiesen, dass er in der Lage ist, im Team zu arbeiten, strategisch zu denken und auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen“, sagte der 46-Jährige.
Parole 25 Prozent plus x
Gegenüber den Potsdamer Neuesten Nachrichten gab Görke als Ziel für die Landtagswahl „25 Prozent plus x“ aus. Gemessen am Ergebnis der Wahl 2009 – über 27 Prozent – ist das bescheiden. Angesichts der jüngsten Umfrage vom August hingegen müsste sich die Linke für Görkes Zielsetzung ganz schön strecken. Da lag sie nur bei 20 Prozent, deutlich hinter der bei 30 Prozent rangierenden CDU. 2009 ließ die Linke die Christdemokraten, die damals auf 19,8 Prozent abstürzten, noch deutlich hinter sich.
Die erstarkte CDU legte der Linken den Wechsel an der Parteispitze als Schwäche aus. Bei der Parteiführung lägen die Nerven blank, wurde Generalsekretärin Anja Heinrich zitiert. Die Linke wolle von ihrer schlechten Politik ablenken.
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