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portraitDer General, der an die CIA-Spitze soll

Ist er der falsche Mann an der falschen Stelle zur falschen Zeit, wie sowohl einige Republikaner als auch oppositionelle Demokraten im US-Kongress behaupten? Michael V. Hayden, 61, hat schon Schlimmeres überstanden als den Entrüstungssturm wegen seiner Nominierung zum CIA-Chef. Nachdem Porter Goss vorigen Freitag abtreten musste, nominierte Präsident George Bush am Montag Michael Hayden.

Der Arbeitersohn und General der Air Force diente in Geheimdienstposten in Bulgarien, Deutschland, im früheren Jugoslawien, Südkorea und im Pentagon, bevor er 1999 in die höheren Ränge der Spionagemaschinerie aufstieg. Die Kritik nach den Attacken vom 11. 9. 2001, den Massenvernichtungswaffen-Behauptungen und die Entrüstung über die unautorisierten Lauschangriffe hat er karrieretechnisch glänzend überstanden.

Zwar ist Hayden für alle, die noch an die Verfassung glauben wollen, ein rotes Tuch, seit im Dezember 2005 herauskam, dass Bush nach dem 11. September angeordnet hatte, auch inneramerikanische Telefone und E-Mails anzuzapfen. Kritiker sehen darin einen Beweis für Haydens Willfährigkeit gegenüber der Regierung. Doch im Weißen Haus gilt er als faktensicher und volksnah, ein Mann, an den man sich gern wendet, wenn es brenzlig wird.

Vor allem mit der Regie der heiklen „Geheimdienst-Berichterstattung“ hat er sich in seiner Eigenschaft als Direktor der National Security Agency (NSA) in die Herzen der Bush-Regierung geredet. Als Haydens Verdienst gilt es auch, die größte US-Spionage-Institution weg von ihrer Kalten-Kriegs-Mentalität und hin zur Terrorbekämpfung geführt zu haben.

Dass Hayden bei seiner Nominierung zum CIA-Chef seine Uniform trug, stieß all denen auf, die es bedenklich finden, dass nun alle drei großen Geheimdienste von Militärs geführt werden sollen. Hayden werden zudem exzellente Kontakte zu Vizepräsident Dick Cheney, zu Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und zum Geheimdienstkoordinator John Negroponte, nachgesagt. Um die krisengeschüttelte CIA wieder mit dem Weißen Haus zu versöhnen, müsste sie Hayden, so wird geunkt, zunächst davon überzeugen, dass ihre Irak-Berichte nicht heimlich vom Pentagon umgeschrieben und zu Kriegszwecken missbraucht wurden.

Hayden gab sich in einer Februar-Rede nostalgisch: „Erinnern sie sich an die sowjetischen Feinde? Die waren leicht zu finden, aber schwer zu erledigen. Und heute? Egal ob es ein Idiot in einer Höhle in Afghanistan ist oder kleine Massenvernichtungswaffen – leicht zu erledigen, aber verdammt schwer zu finden.“

ADRIENNE WOLTERSDORF

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