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werksschließungVerzichten lohnt sich nicht

Wieder keine gute Nachricht für Spandau: Der Poker um eine mögliche Schließung des Waschmaschinenwerkes von Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) geht in eine neue Runde. Die Fortführung der Produktion über das Jahresende hinaus werde geprüft, so der Konzern gestern. Sollten also wieder alle Zugeständnisse der Belegschaft, die Stellenabbau und Lohnkürzungen schluckte, umsonst gewesen sein? Es sieht so aus.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Wie bei Samsung in Oberschöneweide oder dem Baumaschinenhersteller CNH in Spandau soll eine Berliner Belegschaft den strategischen Zielen der Konzernvorstände geopfert werden. Zweitrangig ist dabei sogar, ob ein Werk schwarze oder rote Zahlen schreibt – das zeigte CNH, wo der italienische Mutterkonzern Fiat das Berliner Werk offenbar über die Klinge springen ließ, um italienische zu schonen.

Bei BSH hingegen sind die Verluste die Begründung, mit der der Standort in Frage gestellt wird. Dabei konnte der Konzern im Jahr 2005 seinen operativen Gewinn deutlich auf rund 450 Millionen Euro steigern – bei 7,3 Milliarden Euro Umsatz. Da fragt man sich, warum für Investitionen, die langfristig die Produktion in Spandau sichern, kein Geld da ist.

Für den Erhalt ihrer Jobs aber wissen die Berliner zu kämpfen: Monatelang demonstrierten die Samsung-Arbeiter; die CNH-Beschäftigten streiken schon seit Wochen. Auch die BSHler werden sich nicht kampflos ergeben. Immerhin hat BSH in der Stadt auch Kunden zu verlieren. Viele Berliner werden sich demnächst Wasch- oder Spülmaschinen zulegen, um der Erhöhung der Mehrwertsteuer im nächsten Jahr zuvorzukommen. Bei der Wahl der Marke spielen nicht nur Preis und Leistung eine Rolle, sondern auch Umwelt- und Menschenverträglichkeit.

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