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Ein Mann – und 90 Konzerne

Der Mann ist voller Widersprüche: gefeuert als Umweltminister – aber trotzdem noch ein Jahr lang Polens Klima-Manager. Experte in EU-Recht und Quälgeist der Planer in Brüssel. Fracking-Skeptiker und Kohle-Mann. Polnischer Umweltminister und Präsident einer Klimakonferenz. Diese Widersprüche muss Marcin Korolec (Foto), der an Heiligabend 45 Jahre alt wird, nicht mehr ertragen: Am Mittwoch warf ihn Premier Donald Tusk mitten in der heißen Phase des Gipfels raus.

Dabei hat sich Korolec als Lobbyist bewährt: Als erster Präsident einer Klimakonferenz holte er Öl-, Auto- und Stahlkonzerne als Sponsoren an Bord. Und natürlich PGE, den teilstaatlichen Konzern, der über das polnische Nationalheiligtum Kohle wacht. Das hat seine eigene Logik. Denn wie kein anderer Brennstoff hat „King Coal“ bislang das Klima verpestet. Und das in einem exklusiven Club: Insgesamt nur 90 Firmen weltweit haben den größten Teil des Klimawandels verursacht, hat jetzt eine Studie des US „Climate Accountability Institute“ errechnet. Vor allem die Verbrennung von Kohle und Öl hat seit 1750 zum gigantischen Ausstoß von 914 Milliarden Tonnen CO2 geführt. Und das kleine Polen ist vorne mit dabei: Der staatliche Bergbau steht nach Russland und China auf Platz drei der Luftverpester. Rechnet man den Klimaschaden pro Kopf, steht Polen sogar nach Russland an zweiter Stelle. Bei den Staatsfirmen sind Saudi Aramco und Gazprom ganz oben auf der Liste der Ökoschweine. Bei den privaten Konzernen führt Chevron/Texaco die Top 90 kurz vor dem berüchtigten ExxonMobil.

Allein die Hälfte der Emissionen sind in den letzten 25 Jahren entstanden. Daran haben Korolec und Landsleute aber kaum Anteil: Seit dem Ende des Kommunismus sind Polens Emissionen um 30 Prozent gefallen. BPO

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