piwik no script img

Ein-Euro-TheaterTrümmer einer Strategie

Es ist ein Trauerspiel, das die nicht mehr ganz taufrischen Nachwuchs-Schauspieler in Bremen aufführen, wenn auch eher auf einer Meta-Ebene: Für den Betrachter unsichtbar geben sie den Abgesang auf das Bremer Entwicklungsmodell. Nach dem Niedergang der Schwerindustrie hat der Zwei-Städte-Staat versucht, sich als Dienstleistungs-Standort neu zu positionieren, mit Schwerpunkt Tourismus. Aber die Reisebusse wollen nicht recht kommen, Arbeitsplätze sind kaum entstanden.

Kommentar vonJan Kahlcke

Irrwitzigen Projekten wie dem Packhaus warfen die Bremer im weltfremden Expo-Hype einst jede Menge Staatsknete hinterher. Es ist schon Ironie der Geschichte, dass selbst zur Zweitverwertung nach der Pleite wieder staatliche „Akteure“ ran müssen. So obliegt es den Arbeitslosen von heute, die Trümmer der Strategie von gestern zusammenzukehren.

Keine Frage: Für die Beteiligten scheint die Zeit als Bremer-Darsteller ein sinnvoller Zeitvertreib, so lange nichts anderes geht. Die Laienspielgruppe als besseres Bewerbungstraining zu verkaufen grenzt allerdings an Zynismus. Wer in Archiven recherchiert und sich eine historische Rolle aneignet, hat kein Problem mit seinem Auftreten. Es handelt sich um gestandene Leute, für die in ihren Branchen schlicht kein Bedarf mehr ist. Egal wie viel Theater sie machen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen