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Der Artentod droht

ROTE LISTE Obwohl sich einige Tierbestände vermehren, sind ein Drittel aller Arten gefährdet, auch durch Klimawandel und Kriege

Problem fremde Pflanzen

■ Knapp 10 Prozent der gebietsfremden Pflanzenarten in Deutschland sind eine Gefahr für die heimische Flora. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat 38 problematische Pflanzenspezies identifiziert. Davon seien 28 so stark in Deutschland verbreitet, dass sie nicht mehr auszurotten seien, sagte ein Sprecher am Dienstag in Bonn. Zumindest wertvolle Biotope sollten davon befreit werden.

■ Noch nicht stark verbreitete Arten wie der Große Wassernabel oder der Pontische Rhododendron müssten vollständig beseitigt werden. Das BfN prüft ein Handelsverbot. (dpa)

VON LAURA WEIS

BERLIN taz | Dem kalifornischen Insel-Graufuchs und der Lederschildkröte geht es laut Weltnaturschutzunion IUCN besser: Ihre Bestände haben sich im Vergleich zu den Vorjahren erholt. Auch zwei Albatros-Arten sind weniger gefährdet als zuvor. Trotzdem ist der generelle Trend beim Artenschutz klar negativ: „Die Aktualisierung der Roten Liste zeigt einige fantastische Erfolge im Artenschutz, aus denen wir für die Zukunft lernen müssen. Das Gesamtbild allerdings bleibt düster“, sagt die globale Direktorin der IUCN Biodiversity Conservation Group, Jane Smart.

Die Bestände des auf einer Inselgruppe in Südkalifornien lebenden kalifornischen Insel-Graufuchses waren in den 90er Jahren durch Krankheiten und nicht heimische Raubtiere stark zurückgegangen. Durch Schutzprogramme erholten sich die Bestände, der Fuchs wird heute in der niedrigsten Gefährdungsstufe eingeordnet. Anders im Falle der Lederschildkröte: Zwar konnten sich die Bestände der größten lebenden Schildkrötenart im Nordwestatlantik erholen, doch im Pazifik gehen sie weiter zurück.

Doch nicht nur exotische Tier- und Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste. Auch in Deutschland sind zahlreiche Tierarten bedroht oder bereits ausgestorben. 43 Prozent der 478 in Deutschland heimischen Wirbeltierarten – dazu zählen Säugetiere, Brutvögel, Kriechtiere, Lurche, Süßwasserfische und Neunaugen – stehen aktuell auf der Roten Liste.

Auch die Bekassine, die vom Nabu und dem Landesbund für Vogelschutz zum Vogel des Jahres 2013 gekürt wurde, ist vom Aussterben bedroht. Dem sogenannten Meckervogel setzt vor allem zu, dass immer mehr Moore und Feuchtwiesen verschwinden und damit sein Lebensraum kleiner wird. „Wir dürfen nicht länger zulassen, dass der Grundwasserspiegel abgesenkt und Flächen entwässert, Grünland umgepflügt, Ackerkulturen wie Mais für Biogasanlagen großflächig angebaut, Torf abgebaut und Wiesen aufgeforstet werden“, sagte Nabu-Vizepräsident Helmut Opitz.

Die Rote Liste gefährdeter Arten wird seit 1966 von der Weltnaturschutzunion IUCN herausgegeben und ständig aktualisiert. Ziel der im Jahr 1948 gegründeten Union ist es, durch Analysen und Informationen den Schutz der Arten voranzubringen. Vier Kategorien von „potenziell gefährdet“ bis „vom Aussterben bedroht“ geben Auskunft über den Gefährdungsgrad der Tiere und damit die biologische Vielfalt.

Neben dem Verlust natürlicher Lebensräume durch Waldrodungen oder die Ausdehnung von Städten bedroht auch der Klimawandel die Tier- und Pflanzenwelt: Es wird geschätzt, dass durch die globale Erwärmung die Zahl der gefährdeten Arten um 30 Prozent zunehmen könnte. Momentan sind 21.286 von 71.576 bekannten Arten gefährdet. Doch auch Kriege sind eine Bedrohung für die Tierwelt, wie das Beispiel des Okapis zeigt: Durch den aktuellen Konflikt im Kongo ist die Waldgiraffe nun vom Aussterben bedroht.

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