: Das Ehrenamt hat Konjunktur
ZAHLEN Männer engagieren sich stärker als Frauen, mittlere Jahrgänge gleich
Es gibt keine Krise des Ehrenamts. Das sagt jede Studie zum Thema. Auch die umfassendste, der von der Bundesregierung finanzierte Freiwilligen-Survey. Nach dessen aktuellster Ausgabe waren 2009 mit 36 Prozent zwei Prozent mehr Menschen engagiert als 1999, um fünf auf 71 Prozent gestiegen ist die Quote der bloß Teilnehmend-Aktiven. Und um nur einen Punkt auf 35 Prozent gefallen ist der Anteil der 14- bis 24-Jährigen, die in der Freizeit unentgeltlich Funktionen in gemeinnützigen Organisationen übernehmen.
Zugenommen hat das Engagement der über 70-Jährigen: 2009 gab es mit 25 Prozent drei Prozentpunkte mehr Freiwillige. Weniger waren es bei den 50 bis 59 Jahre alten, die Altersgruppe dazwischen blieb gleich.
Der Bericht stellt fest, dass sich mit 40 Prozent immer noch ein größerer Anteil der Männer als der Frauen (32 Prozent) engagiert. Gleich stark engagiert sind sie mit 43 Prozent nur im Alter von 40 bis 44 Jahren. Der Bericht bezeichnet dies als „weiblichen Familiengipfel“, Frauen schienen Kinderbetreuung und Ehrenamt in einem Abwasch zu erledigen. Dabei seien Familien am stärksten engagiert, Singles am wenigsten. Und: „Gerade wenn Eltern erwerbstätig sind, ist das freiwillige Engagement hoch, bei erwerbstätigen Frauen allerdings erst, wenn die Kinder älter als zwei Jahre sind“, heißt es in dem Bericht. Und: „Arbeitslose, Menschen mit einfachem Sozial- und Bildungsstatus und solche mit einem Migrationshintergrund üben deutlich weniger als im Durchschnitt der Bevölkerung freiwillige Tätigkeiten aus.“ Allerdings kam eine 2004 von der Bundesregierung finanzierte Studie zu dem Schluss, dass sich fast zwei Drittel von 1.500 befragten türkeistämmigen Migranten engagierten.
Mit 10,1 Prozent waren laut Survey 2009 die meisten Menschen im Sportbereich engagiert, Männer dort deutlich mehr als Frauen. Letztere sind vor allem in Kindergarten und Schule aktiv. An dritter Stelle nach Sport steht bei ihnen Religion und Kirche und dann Soziales. Bei Männern ist Kindergarten und Schule gleichauf mit Religion, gefolgt von Kultur, Geselligkeit und Rettungsdiensten. In letztem Bereich sind Frauen kaum vertreten. Dasselbe gilt für politische und berufliche Interessenvertretung sowie lokales Bürgerengagement, hier ist der Anteil von Männern je doppelt so groß.
Als Motive gaben die meisten an, die Gesellschaft mitgestalten zu wollen und Kontakt zu anderen zu bekommen. Persönliche Vorteile für sich sahen vor allem die Jüngeren bis 30 Jahre. Über die Hälfte stimmte zu, durch das Engagement auch beruflich weiterzukommen.
Probleme gibt es bei der Gewinnung von Freiwilligen für Leitungsaufgaben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Projekts Ziviz (Zivilgesellschaft in Zahlen) aus dem Jahr 2012, getragen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der Bertelsmann- und Fritz-Thyssen-Stiftung. EIB
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