EMANUEL POGATETZ, NEUER VERTEIDIGER BEI HANNOVER 96: Der Rabiate
stammt gebürtig aus Graz, ist Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft und spielte zuletzt beim FC Middlesbrough.Foto: dpa
Kurz und schmerzlos ging es los. „Die erste Aufgabe eines Verteidigers ist es, Stürmer am Torschießen zu hindern. Das mache ich“, sagte Emanuel Pogatetz bei dem ersten Auftritt in seinem neuen Hannover 96-Trikot.
Ein Blick in sein zunächst so braves Gesicht offenbart die eine oder andere Verletzung aus diversen Nahkämpfen des Fußballs. Und niemand bei Hannover 96 hat sich so richtig dagegen gewehrt, dass der Neuzugang Pogatetz vom Boulevard gleich als Abwehr-Rambo begrüßt wurde. Trainer Mirko Slomka wollte einen erfahrenen Haudegen. Mit dem Österreicher, der ablösefrei vom englischen Erstligisten Middlesbrough FC kommt und in Hannover einen Vertrag bis 2013 unterschrieben hat, soll die Flut an Gegentoren bei 96 eingedämmt werden.
Der Mann mit dem Stoppelhaarschnitt, der auch schon bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stand und immerhin Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft ist, darf in Hannover wohl auch als ein Zeichen verstanden werden. Als eine Art Kampfansage. In der Rückrunde der vergangenen Saison, die durch den Freitod von Torhüter Robert Enke überschattet blieb, hatte die Mannschaft der Mut verlassen. Und zuweilen war offenbar auch keiner der 96-Profis mehr in der Lage, auf dem Platz ein Schwein zu sein. Mit Pogatetz kommt jetzt ein Mann ins Spiel, dessen Vita ihre düsteren Seiten hat. Der 27-Jährige hat, als er noch für Spartak Moskau grätschte, einem Gegenspieler bei einem Foul einen doppelten Beinbruch zugefügt. Sein Fehltritt aus dem Jahr 2005 wurde mit einer Sperre von 24 Spielen belegt, aber nach einem Protest auf acht Partien reduziert.
Warum Pogatetz drei Jahre später, dann aber bereits im Trikot von Middlesbrough, einem weiteren Gegenspieler das Bein brach, wirft schmerzhafte Fragen auf. „Ich bin ein unangenehmer Gegenspieler, aber nicht unfair“, findet der Abwehrspezialist, der auf der linken Außenseite und als Innenverteidiger eingesetzt werden kann.
Das zufriedene Grinsen im Gesicht von 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke, der aufgrund eines von Präsident Martin Kind verordneten Sparkurses im Grunde keine Ablösesummen bezahlen darf, spricht für sich. Mit Pogatetz haben sie in Hannover einen günstigen und rabiaten Mann gefunden, der Erfahrung mitbringt und vor dem so mancher Gegenspieler Respekt haben dürfte.
Was seine im Sommerurlaub weilenden Kollegen bei 96 über ihn denken, ist noch nicht bekannt. Die Ankündigung von Pogatetz, er wolle sich in jedem Fall in die Stammformation der Niedersachsen arbeiten, lässt darauf schließen, dass Schienbeinschützer in Hannover wieder zur Standardausrüstung für den Trainingsalltag zählen werden.
CHRISTIAN OTTO
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