: Gemauschel für mehr Kupfer
HANDEL Deutschland und Peru wollen eine Rohstoffpartnerschaft beschließen. Kurz vor Abschluss der Verträge ist über deren Inhalt nichts bekannt, kritisieren Menschenrechtler und fordern Transparenz
BERLIN taz | Menschenrechtler kritisieren das neueste Abkommen zwischen Deutschland und Peru. Eine Rohstoffpartnerschaft zwischen beiden Staaten steht kurz vor der Unterschrift, trotzdem ist über den Vertrag noch nichts bekannt. „Es fehlt an Transparenz, das ist beunruhigend“, kritisierte der ehemalige peruanische Vize-Umweltminister José de Echave kürzlich auf einer Diskussion zum Thema in Berlin.
Peru ist für die deutsche Industrie ein wichtiger Handelspartner: Zwischen 2000 und 2012 hat sich der Wert der Rohstoffimporte aus dem Andenstaat verachtfacht, über ein Viertel des nach Deutschland eingeführten Kupfers stammt inzwischen von dort. Zudem kaufen etwa Unternehmen der Elektro-, Auto- und Solarindustrie Gold, Silber, Zink und Molybdän in Peru.
Für das südamerikanische Land ist der Rohstoffexport ein schlechtes Geschäft: Insbesondere ländliche Regionen in Peru leiden laut der kirchlichen Entwicklungsorganisation Misereor unter den negativen Begleiterscheinungen des Bergbaus: „Bauern und Dorfgemeinschaften werden von ihrem Land verdrängt, Wasser, Böden und Luft mit Schwermetallen verseucht. Die Rechte auf Wasser, Nahrung und Gesundheit werden verletzt“, so Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. Obwohl mehr als die Hälfte der peruanischen Exporteinnahmen aus dem Bergbau stammen, schaffe dieser nur wenig Beschäftigung, so Spiegel. Zwar profitierte Peru zuletzt von hohen Rohstoffpreisen auf dem Weltmarkt, doch außer der Verhüttung finde in den meisten Fällen keine weitere Wertschöpfung im Land statt.
In den schon bestehenden Rohstoffpartnerschaften mit Kasachstan und der Mongolei werden die Rechte der vom Bergbau betroffenen Menschen zwar erwähnt, doch fehlen Mechanismen, um etwa die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechtsstandards zu kontrollieren. Matthias Wachter, Rohstoffexperte des BDI, setzt auch für das Abkommen mit Peru auf den guten Willen der Industrie. De Echave fordert hingegen verbindliche Regelungen. Künftig müsse es einen „vernünftigen Abbau von Rohstoffen statt Raubbau“ geben, dabei sieht er auch Importländer wie Deutschland in der Verantwortung.
Die Verfügbarkeit von Rohstoffen sei die „Achillesferse für den Technologiestandort Deutschland“, überschrieb die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (GBR) ihren gestrigen Bericht über die Versorgungslage. Demnach haben die Unternehmen 2012 Metalle, Öl und Co im Wert von 150,5 Milliarden Euro eingeführt, rund 6 Prozent mehr als 2011. Damit fällt der Anstieg laut GBR allerdings moderater aus als in den Jahren zuvor und wird vor allem durch Energierohstoffe getrieben. Die Bundesregierung will der Industrie mit den Rohstoffpartnerschaften einen privilegierten Zugang zu Metallen und Mineralien sichern.
Immer wichtiger für die Versorgung wird laut BGR auch das Recycling: Rund 43 Prozent des verwendeten Kupfers und 60 Prozent des Aluminiums sind Sekundärrohstoffe. „Durch das Recycling von Metallrohstoffen sowie den Zukauf von Schrott und Abfällen – überwiegend aus EU-Staaten – konnte Deutschland die Importabhängigkeit deutlich reduzieren“, teilt die Bundesanstalt mit. LAURA WEIS
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