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Entwicklungshilfe nach Businessplan

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit hat ihren Jahresbericht vorgelegt. Der Schwerpunkt liegt auf der Wirtschaftlichkeit und der Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen. Das ist zu wenig, meinen viele Kritiker

„Die GTZ hat sich in eine Kommerzia-lisierungslogik begeben“

VON TARIK AHMIA

Ist Entwicklungshilfe ein gutes Geschäft? Man könnte es fast glauben, wenn man den Geschäftsführer der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) darüber reden hört. Ganz im Duktus eines Konzernchefs stellte GTZ-Geschäftsführer Wolfgang Schmitt gestern den Jahresbericht 2005 der staatlichen Entwicklungsorganisation vor: „Die hohen Umsatzerlöse des Vorjahres konnten auch 2005 realisiert werden“.

Mit 950 Millionen Euro erreichte die GTZ 2005 das größte Geschäftsvolumen ihrer 30-jährigen Geschichte. Der Löwenanteil von 666 Millionen Euro stammt direkt vom Entwicklungsministerium (BMZ). Mit dem Geld haben die knapp 9.600 GTZ-Mitarbeiter 2.282 Entwicklungsprojekte in 126 Ländern durchgeführt. Dazu zählen etwa die Wiedereingliederung von Kindersoldaten im Kongo oder verbesserte Anbautechniken für Bauern in Südafrika.

Bemerkenswert ist das rapide Wachstum des kommerziellen Arms der GTZ. Er heißt International Services (IS) und ist ihr wachstumsstärkster Bereich. Ähnlich wie bei kommerziellen Beratungsfirmen bieten die IS Know-how im Bereich der Politikberatung und Projektentwicklung gegen Honorar an. Das Geschäft boomt. Die Aufträge nahmen seit 2004 um 110 Prozent auf 451 Millionen Euro zu. Größter IS-Kunde ist das äthiopische Bildungsministerium.

Das Schaulaufen um Effizienz und Wachstum bei der GTZ hat natürlich seinen Grund, denn auch ihr drohen einschneidende Strukturänderungen: Die Bundesregierung will ihre Entwicklungshilfe schon bald umkrempeln, weil ihre Struktur zu zersplittert und kompliziert sei. Nun entwickelt eine private Beratungsfirma Vorschläge, wie man sich dem Ziel der „Entwicklungshilfe aus einer Hand“ nähern kann. Die Reformen könnten auch bei der GTZ Jobs kosten. Konkrete Ergebnisse sollen frühestens Ende Juni vorliegen.

„Mehr Entwicklungsarbeit pro Euro“ zu liefern, wie es der grüne Exbundestagsabgeordnete und heutige GTZ-Chef Schmitt verspricht, trifft jedoch auf geteilte Meinungen. „Die GTZ hat sich in eine Kommerzialisierungslogik begeben“, sagt Thomas Fritz, Entwicklungshilfe-Experte von Attac. Schon heute werde jedes Projekt darauf geprüft, wie sich die Privatwirtschaft darin einbinden lasse. Fritz fürchtet, dass durch die Public-Private-Partnerships Armutsbekämpfung ohne kommerzielle Perspektive auf der Strecke bleibt. Ein Beispiel sei der Bau von Brunnen in Dörfern, deren Bewohner sich gerade selbst ernähren könnten. „Entwicklungspolitik wird immer mehr zur Förderung der deutschen Exportwirtschaft“, sagt Fritz.

Schuld daran seien die politischen Vorgaben des BMZ, glaubt Ulrich Post vom Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO): „Das BMZ gibt heute zu wenig Geld für unmittelbare Armutsbekämpfung und zu viel Geld für Public Private Partnerships aus.“ Das BMZ hält dagegen, dass gerade einmal drei Prozent seiner GTZ-Gelder in Projekte mit privatwirtschaftlicher Beteiligung fließen würden. „Für jeden Euro, den das BMZ dafür bereitstellt, legt die private Wirtschaft 1,40 Euro dazu. Das schafft auch in den Entwicklungsländern Arbeitsplätze“, sagte ein BMZ-Sprecher zur taz.

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