: Eine Frau für die Slokawei
Die Zukunft der Slowakei scheint weiblich. Iveta Radicova, Vorsitzende der Slowakischen Demokratischen und Christlichen Union (SDKU), ist nach den Parlamentswahlen von Samstag die designierte Ministerpräsidentin.
Politisch engagiert hat sich die heute 53-jährige promovierte Soziologin gleich nach der Revolution. Schon 1990 wurde sie im Bürgerforum „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ aktiv. Ende 2005 wurde Radicova vom damaligen Ministerpräsidenten Mikuláš Dzurinda als Ministerin für Arbeit, Soziales und Familie ins Kabinett berufen. Kurz darauf begann sie ihre Karriere in der Slowakischen Demokratischen und Christlichen Union, der sie 2006 beitrat und zu deren stellvertretenden Vorsitzenden sie kurz darauf avancierte.
Jetzt wird es an Radicova liegen, zu beweisen, dass sie mehr ist als nur Quotenfrau. Unbeliebt scheint sie nicht zu sein: Bei der Direktwahl zur Präsidentschaft 2009 unterlag sie zwar im zweiten Wahlgang Amtsinhaber Iwan Gašparovič. Einen Achtungserfolg konnte sie dennoch verbuchen. Als erste Frau, die es in der Geschichte der Slowakei in die Stichwahl geschafft hat, verlor sie mit einem Stimmanteil von 44,5 Prozent nur knapp.
Dennoch ist die politische Weste der Blondine nicht blütenrein. Kurz nach den Präsidentschaftswahlen musste Radicova ihr Parlamentsmandat aufgeben. Sie hatte in einer Abstimmung im Namen einer Parteikollegin gestimmt, die abwesend war. Ihr politisches Comeback als Vorsitzende und SDKU-Spitzenkandidatin verdankt sie einem weiteren Skandal: Anfang 2010 stolperte der bisherige SDKU-Chef, Exministerpräsident Mikuláš Dzurinda, über undurchsichtige Parteispenden und musste seinen Hut nehmen. Geschätzt wird Radicova wegen ihrer offenen und gleichzeitig sachlichen Art. Hoffnungsträgerin ist sie vor allem wegen ihrer Expertise in sozialpolitischen Fragen. Radicova ist die Witwe des bekannten slowakischen Komikers Stano Radič, mit dem sie eine Tochter hat. Bis vor kurzem lebte sie mit dem Behindertensportler Jan Riapos zusammen, der bei den Paralympics 2004 und 2008 Gold im Tischtennis errang. SASCHA MOSTYN
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