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2.200 auf der Straße gegen Studiengebühren

„Wir sind hier und wir sind laut“: Während Studierende aus dem ganzen Norden demonstrieren, beschließt die Hamburger Bürgerschaft die Campus-Maut von Wissenschaftssenator Jörg Dräger

Hamburgs Studierende müssen zahlen. Die Bürgerschaft beschloss gestern Nachmittag mit der CDU-Mehrheit, dass ab dem Sommersemester 2007 eine Studiengebühr von 500 Euro pro Semester fällig wird. Die Hochschulen sollen so jährlich 46 Millionen Euro einnehmen.

Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) sagte während der Debatte, das Geld solle für bessere Lern- und Studienbedingungen ausgegeben werden. Außerdem sei es „fair, dass die Studierenden einen Beitrag zu den Kosten ihres Studiums leisten“.

Die Betroffenen sehen das anders und gingen gestern noch einmal auf die Straße. Rund 2.200 Teilnehmer aus Hamburg, Bremen, Flensburg, Hannover und weiteren Städten im Norden demonstrierten gestern in der Hamburger Innenstadt. Streikende Angestellte der Hamburger Allianz-Niederlassung schlossen sich an. Alle gaben sich kämpferisch: „Wir werden keinen Cent bezahlen!“ riefen sie, oder „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!“. Passend zur WM verteilte der Asta Rote Karten für Studiengebühren.

Vom Hauptbahnhof aus wollten sie vor das Rathaus ziehen, und die Bürgerschaft mit Trillerpfeifen und Sprechchören zum Wackeln bringen. Die Polizei erlaubte aber diese Route nicht, auch ein Eilantrag der Organisatoren vor dem Oberverwaltungsgericht wurde in den Morgenstunden abgewiesen.

Als die Studierenden auf ihrer neuen Route dem Rathaus näherten, sperrte die Polizei großräumig ab und ließ keinen Menschen durch, der unter 30 Jahren war – oder so aussah. 1.500 Beamte waren im Einsatz, bis zum frühen Abend blieb es friedlich.

Nach der Demonstration machten die Studierenden das, was viele Menschen gerade machen: Sie gingen zu einem Bildschirm und glotzten ihn an. Es gab aber keine Tore von Klose und Podolski zu bejubeln, sie schauten sich gemeinsam auf dem Campus die Direktübertragung der Sitzung aus der Hamburger Bürgerschaft an. Das Ergebnis wird ihnen nicht gefallen haben. maf

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