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WOLFGANG GAST LEUCHTEN DER MENSCHHEITIn deinem Wohnzimmer

Die Bundesregierung will die Smart Meter einführen. Ein passendes Thriller-Szenario gibt es auch schon

Sie heißen „Smart Meter“ oder „Smart Grid“. Gemeint sind intelligente Stromzähler und Energienetze, die den Umbau der Energieversorgung hin zu den erneuerbaren Energien kräftig befördern sollen. Der Handel verspricht Kunden Einsparungen (weil er seinen Verbrauch effektiv kontrollieren kann), die Stromerzeuger winken mit günstigen Tarifen (mit denen sie die je nach Tageszeit die unterschiedliche Auslastung ihrer Netze ausgleichen) und nicht zuletzt: zum Ablesen kommt auch keiner mehr. Das Netz, Sie wissen schon.

Kein Wunder, dass Smart Meter auch Eingang in den schwarz-roten Koalitionsvertrag gefunden haben. Es gelte die Flexibilität der Netze auszubauen, „durch Lastmanagement, intelligente Zähler, lastvariable Tarife und Speicher“. Steht auf Seite 56.

So weit, so schön. Nur, ein halbes Jahr nach den ersten Enthüllungen eines Edward Snowden darf man schon fragen, was mit den anfallenden Daten geschieht. Forscher der FH Münster wollen herausgefunden haben, dass es nicht nur möglich ist, anhand der übermittelten Daten die Einschaltzeit verschiedener Haushaltsgeräte oder eines Fernsehers festzustellen. Über die Analyse der Hell- und Dunkelabschnitte mit ihren unterschiedlichen Stromverbräuchen lasse sich sogar ermitteln, welches Fernsehprogramm gerade läuft (Fachhochschule Münster, „Smart Meter und Datenschutz, www.dataprim.de, 20. 9. 2011). Ob die NSA das auch schon einsetzt?

Marc Elsberg geht in seinem vor einem Jahr erschienenen Techno-Thriller „Blackout – Morgen ist es schon zu spät“ (Blanvalet Verlag) noch einen Schritt weiter. Er entwirft das Szenario eines großflächigen Stromausfalls, der von Italien aus alle Welt für mehrere Wochen erfasst. Unbekannte haben über die Wartungsleitungen der Smart Meter die Stromnetze attackiert und zum Kollabieren gebracht. Mit katastrophalen Folgen, zumal es den Verantwortlichen anfangs nicht gelingt, die Hintergründe des Stromausfalls (ein Angriff fanatischer Weltverbesserer) zu begreifen.

Gut recherchiert , sagen Fachleute. Die Zeitschrift Bild der Wissenschaft kürte das Werk zum „spannendsten Wissensbuch des Jahres“. Smart sozusagen.

■ Der Autor ist taz-Redakteur

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