männer (xi und schluss): Sanftmütig: Lehmann
Der Sexappeal der WM. Heute: Jens Lehmann (in England sprich: Lehmen), geboren 1969 in Essen. Spielt(e) für Deutschland
Mit Blick aufs Papier betrachtet muss er alles andere als ein Mann mit Sinn für das Zarte genommen werden. Nein, dieser Fußballer aus dem Herzen des Ruhrgebiets, dessen Wurzeln beim DJK Heisingen gelegt wurden und auch bei Schwarz-Weiß Essen, ist mehrmals schon per Rote Karte des Platzes verwiesen worden – ein Kerl, der das Rüpelige im Repertoire führt, als sei’s ein männliches Elementarteilchen. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter der grobianischen Fassade ein Poet, ein behutsam Stück Mensch. Wie sah er doch fast scheu aus bei den Pressekonferenzen der WM. Zauseliger Schopf, ein fast engelsgleiches Gesicht, Lippen voller Anmut, Augen, die ein Sehnen andeuten – eines nach Ruhe, nach Familie, nach Verlässlichkeit, nach Kindern, die Papa schlafen lassen und ihn doch lieben, auch wenn er nagchts meist keine Lust hat, sich um seine quarkenden Gören zu kümmern. Lehmann ist der Typus Mann, an dem fast dokumentargleich kenntlich wird, dass Kraft & Motz & Gewalt immer mit innerer Verstörtheit, ja Unsicherheit im Bund sind. Der Mann brüllt und dirigiert und ordnet, weil er selbst sich sonst im Chaos fühlen würde. Lehmann, kein Linienputzer wie sein Konkurrent Kahn, also kein Hausmeisterverschnitt: Das ist in puncto Sex die sichere Bank, die mählich auftaut, kamasutratechnisch sich auf unsicherem Gelände stets ahnt – und doch, hat er Vertrauen gefasst ins geschlechtlich Andere, zu Paraden und Volten fähig ist, von denen andere, selbst fiktional, keinen blassen Schimmer haben. So einer traut sich, prall gefüllt mit Angst vor dem Versagen, dann doch. Ein Lover, den man aufjazzen muss, ermutigen, bejahen und stimulieren. Lehmann ist der schönste Mann des Turniers: ein Langstreckenmacher, der sich nicht schämt, beim Danach gleich einzuschlafen. JAF
Die WM-Elf: Jens Lehmann, Frank Ribéry, Per Mertesacker, Gennaro Gattuso, Ronaldo, Bernd Schneider, Lionel Messi, Mark Schwarzer, Wayne Rooney, Tomas Rosicky, Freddy Ljungberg
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
