: Sinkende Preise wecken Angst vor einer Deflationsspirale
USA Enttäuschende Meldungen über Konjunktur und Firmengewinne lassen Aktienkurse purzeln
BERLIN/NEW YORK taz/dpa | Die Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung in den USA nehmen zu. Am Freitag meldeten die Statistiker des Arbeitsministeriums in Washington, dass die Verbraucherpreise im Juni erneut gefallen sind, den dritten Monat in Folge. Das beginnt nach Deflation auszusehen, nach der gefürchteten Spirale aus sinkenden Preisen, sinkenden Einnahmen, sinkendem Konsum und in der Folge noch weiter sinkenden Preisen. Der einzige Trost derzeit: Die sogenannte Kernrate, aus der die oftmals stark schwankenden Öl- und Lebensmittelpreise herausgerechnet sind, steigt noch, wenn auch nur um 0,2 Prozent im Juni.
An den US-Börsen herrschte ebenfalls Katerstimmung. Die wichtigsten Aktienindizes sind nicht zuletzt auch wegen enttäuschender Unternehmensgewinne am Freitag mit kräftigen Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Dow-Jones-Aktienindex verlor 2,52 Prozent und der Index der Technologiebörse Nasdaq sogar 2,84 Prozent. Die Quartalszahlen von Banken wie Citigroup und Bank of America blieben ebenso hinter den Erwartungen zurück wie die von anderen Unternehmen, etwa General Electric und Google. Hinzu kam, dass sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima im Juli deutlich stärker eingetrübt hat als von Experten erwartet. Das Verbrauchervertrauen ist demnach so gering wie zuletzt vor einem Jahr.
Dass sich die Verbraucher zurückhalten, ist nicht verwunderlich. Zuvor hatte das Arbeitsministerium gemeldet, dass im vergangenen Monat in den USA insgesamt 120.000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Einer Studie einer Immobilienfirma zufolge wurden noch nie zuvor so viele Eigenheime gepfändet wie in diesem Frühjahr. Überdies wird die Konjunktur durch einen deutlichen Rückgang bei den Hauskäufen weiter belastet.
Die US-Notenbank Fed, die sich sonst vor allem mit der Inflationsbekämpfung befassen musste, hat angesichts der fallenden Preise ganz neue Sorgen. Den Leitzins kann sie zur Ankurbelung der Nachfrage und der Investitionen nicht mehr senken, weil er nur noch 0 bis 0,25 Prozent beträgt. Mittlerweile hat die Fed 1,2 Billionen US-Dollar in die Wirtschaft gepumpt. Nun erwägen die Zentralbanker zusätzliche Schritte – „sollten sich die Aussichten spürbar verschlechtern“, wie es im letzten Sitzungsprotokoll heißt. Immerhin glauben die meisten US-Ökonomen nicht an einen Rückfall in die Rezession, wohl aber an geringe Wachstumsraten, die nicht ausreichen dürften, die Arbeitslosigkeit zu verringern. LIEB
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