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Nur kein Stress

BRANDENBURG Landkreis Elbe-Elster und Sozialminister verteidigen Seminare für Langzeitarbeitslose

Der Brandenburger Landkreis Elbe-Elster hat umstrittene Anti-Stress-Seminare für Langzeitarbeitslose in Finsterwalde verteidigt. Erwerbslose Menschen seien häufig krank und „psychosozialen Belastungen“ ausgesetzt – deshalb seien Hilfen zur Stressbewältigung notwendig, sagte ein Sprecher des Landkreises am Mittwoch. Die Workshops für insgesamt 79 Teilnehmer seien freiwillig gewesen und hätten auch andere Bausteine wie gesunde Ernährung und körperliche Bewegung enthalten.

Das Projekt „Gesund und selbstbestimmt“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds war auf Kritik im Landtag gestoßen. Die CDU-Fraktion warf dem Landkreis und SPD-geführten Arbeitsministerium vor, Fördermittel zu verschwenden. Erwerbslose bräuchten keine Anti-Stress-Kurse, sondern eine „intelligente Arbeitsförderung“, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionschef Rainer Genilke.

Sozialminister Günter Baaske (SPD) hatte sich dagegen hinter das Angebot in Finsterwalde gestellt. „Es ist aus verschiedenen Studien bekannt, dass der Gesundheitszustand von Arbeitslosen schlechter ist als der nicht von Arbeitslosigkeit Betroffenen“, antwortete Baaske auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion. Stressauslösende Bedingungen bei Arbeitslosen könnten etwa Statusverlust, unsichere Zukunftsperspektiven oder wiederholte Misserfolge bei Bewerbungen sein.

Schon vor gut einem Jahr empörten sich bundesweit Sozialpolitiker über eine Maßnahme für Langzeitarbeitslose: In Brandenburg/Havel waren Arbeitslose mit Schrittzählern ausgerüstet worden. (dpa)

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