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Lebensläufe voller Turbulenz

Zum siebten Mal werden im 3001 Kino im Rahmen der Spanischen Filmtage aktuelle spanische Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme gezeigt. Im Mittelpunkt stehen diesmal außergewöhnliche Menschen und ihre turbulenten Lebensläufe

Noch bis zum 26. Juli zeigt das 3001 im Rahmen der 7. Spanischen Filmtage eine Auswahl spanischer Dokumentar- und Spielfilme, die sich allesamt mit turbulenten Lebensläufen auseinander setzen – jeweils im Original, zum Teil mit Untertiteln.

Heute Abend gibt es um 19 Uhr „Samen – eine Liebesgeschichte“ („Semen – una historia de amor“) zu sehen. Die sommerliche Komödie rund um künstliche Befruchtung, leibliche Väter, große Liebe und andere Zufälle stammt vom Regisseurinnenteam von „Meiner Mutter gefallen die Frauen“. Serafín arbeitet darin als Biologe einer Klinik für künstliche Befruchtung. Durch sein Leben außerhalb der Wissenschaft geht er etwas unbeholfen und verliebt sich eines Tages auf dem Weg in die Klinik in Ariadna. Wie sich herausstellt, ist sie seine nächste Patientin. Die vorgesehenen künstlichen Samen fallen ihm jedoch aus der Hand und kurzerhand verwendet er seine eigenen. Was dann folgt, ist natürlich ein Verwicklungsspiel voller Überraschungen.

Im Anschluss daran widmet sich „Die Zunge der Schmetterlinge“ („La lengua de las mariposas“) der Kluft zwischen den beiden Seiten Spaniens kurz vor dem Bürgerkrieg. Der kleine Moncho wird gerade eingeschult, leidet aber an Asthma und muss lange das Bett hüten. Schwach ist auch die junge Republik, Gegner in Militär und Establishment sind zahlreich und stark. Moncho lernt, sich in seiner Klasse zu behaupten und findet heraus, dass der Lehrer nicht nur nicht schlägt, sondern darüber hinaus Republikaner ist, wie sein Vater. Monchos Mutter hingegen ist tief religiös und gegen die Republik. Als der Widerstand des Militärs offen ausbricht, beugt sich der Vater seiner Frau und den Verhältnissen.

„Der Flamenco Clan“ („Herencia Flamenco“), der morgen und noch einmal am Mittwochabend zu sehen ist, erzählt das vier Generationen umspannende Epos einer Gitano-Dynastie. Gedreht hat den Film Michael Meert, dessen Musikfilme über Paco de Lucía und Pablo Casals weltberühmt sind. Von den Wurzeln der Musik ausgehend zeigt der Film die Entwicklung des zeitgenössischen Flamenco wie des modernen Spaniens überhaupt.

Tags darauf flimmert „Montags in der Sonne“ („Los lunas al sol“) über die Leinwand. Die intelligente und warmherzige Tragikomödie spielt in Vigo, einer Hafenstadt im Norden der spanischen Atlantikküste. Deren Werften sind verlassen, schon rücken Bulldozer an, um Platz für rentable Neubauten zu schaffen. Für die ehemaligen Werftarbeiter hat längst ein anderes Leben begonnen. Aufrichtig und mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit berichtet der Film von Freundschaft und Solidarität in schwierigen Zeiten, von Würde und Witz von Menschen, die auf ihrem Recht bestehen, glücklich zu sein.

Am Mittwochabend um 19 Uhr lassen sich „Frauen auf Kriegspfad“ („Mujeres en pie de guerra“) beobachten. Erzählt wird die Geschichte von sieben heute über 80-jährigen Frauen und ihrem Kampf für Freiheit und gegen Faschismus – vom Beginn des Bürgerkriegs bis zu Francos Tod. Dabei geht es nicht nur um die politische Arbeit, sondern ebenso um den alltäglichen Kampf ums Überleben.

ROBERT MATTHIES

bis 19. 7. jeweils 19 und 21 Uhr; ab 20. 7. nur um 19 Uhr; 3001 Kino, Schanzenstraße 75; Alle Filme und weitere Infos unter www.cinelatino.de

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