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BERND PICKERT ÜBER DEN KONFLIKT ZWISCHEN KOLUMBIEN UND VENEZUELASchrille Rumpeldiplomatie

Acht Jahre lang waren sie die Antipoden südamerikanischer Politik: Hugo Chávez, seit 1999 linker Präsident Venezuelas, und Alvaro Uribe, seit 2002 rechter Staatschef im Nachbarland Kolumbien. Immer wieder haben sich beide mit Schmähungen und Verdächtigungen bedacht, immer wieder auch haben sie sich versöhnt oder zumindest zur Zusammenarbeit zurückgefunden. Wenige Wochen vor Uribes Amtsübergabe an Nachfolger Juan Manuel Santos eskaliert der Streit nun erneut – und das scheint mehr mit den Verletzungen Alvaro Uribes zu tun zu haben als mit mutmaßlichen Guerillalagern der linken kolumbianischen Farc auf venezolanischem Gebiet.

Uribe ist noch immer wütend, dass ihm das kolumbianische Verfassungsgericht eine erneute Wiederwahl untersagte. Nachfolger Santos, obwohl Uribe-Protegé, hatte schon kurz nach seiner Wahl einen moderateren Ton gegenüber Chávez angeschlagen, ihn gar zur Feier seiner Amtseinführung eingeladen – sehr zum Leidwesen Uribes. Vieles spricht dafür, dass die kolumbianischen Beschwerden über Venezuela nur deshalb jetzt vorgebracht werden, weil Uribe noch im Amt ist und seinem Nachfolger das Leben schwermachen will. Denn Informationen und Gerüchte über mögliche Farc-Lager auf venezolanischer Seite sind alt. Es ist kein Skandal aufgrund neu aufgetauchter Fakten, es ist eine geplante Eskalation von Seiten Uribes.

Wie stets konnte er sich auf seinen Widerpart in Caracas verlassen: In üblicher Rumpeldiplomatie verkündete Chávez den Abbruch der Beziehungen. Viel ist nicht dahinter. Nach dem 7. August, wenn in Bogotá der Neue in den Präsidentenpalast einzieht, wird das vitale Interesse beider Länder an guten politischen und vor allem Handelsbeziehungen wieder im Vordergrund stehen.

Ausland SEITE 8

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