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Handwerker vom Aussterben bedroht

AUSBILDUNG Das Berliner Handwerk sucht händeringend nach Azubis. Viele Stellen werden wohl nicht besetzt

Im Berliner Handwerk sind die Auswirkungen des demografischen Wandels zunehmend spürbar. „Seit rund zwei Jahren können wir nicht mehr alle Ausbildungsstellen vermitteln“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Berliner Handwerkskammer, Jürgen Wittke, am Montag. Die Firmen suchten auch in diesem Jahr wieder händeringend nach Auszubildenden.

Auch wenn noch keine konkreten Zahlen für das im September beginnende Ausbildungsjahr vorlägen, könne davon ausgegangen werden, dass wie im Vorjahr noch rund 300 Plätze zu besetzen seien, fügte Wittke hinzu. Im vergangenen Jahr seien sieben Prozent weniger Ausbildungsplätze vergeben worden als im Jahr zuvor.

Die Firmen stünden immer häufiger vor dem Problem, Jugendliche zu finden, die für eine Ausbildung geeignet sind. Zu einer gemeinsam von der Arbeitsagentur, der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer durchgeführten sogenannten Nachvermittlungsbörse seien im vergangenen Jahr von mehr als 2.000 eingeladenen Jugendlichen nur 700 gekommen. „Von diesen konnte niemand vermittelt werden“, sagte Wittke. „Das zeigt, dass tatsächlich Defizite vorhanden sind.“ Diese Situation werde sich in den nächsten Jahren wegen der rückläufigen Geburtenzahlen deutlich verschärfen.

Nicht ausbildungsfähig

„Es macht allerdings überhaupt keinen Sinn, Jugendlichenschelte zu betreiben“, betonte Wittke. Denn auch in Zeiten mit mehr Schulabgängern sei immer ein gewisser Anteil von Jugendlichen nicht ausbildungsfähig gewesen. „Nur früher fiel das nicht so sehr auf, weil die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen höher war als das Angebot und öffentlich geförderte Ausbildungsträger diejenigen auffingen, die keine Lehrstelle finden konnten“, sagte der Hauptgeschäftsführer.

Die Handwerkskammer will Jugendliche und ihre Eltern künftig besser über die Marktsituation informieren. „Wir befürchten, dass viele noch gar nicht wissen, dass die Chancen, eine Ausbildungsstelle zu erhalten, heute viel größer sind als vor drei Jahren.“ Der Kammer-Chef sieht „sehr große Potenziale“ bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien. (ddp)

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