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Im Golf von Mexiko ist mehr Öl ausgelaufen als je zuvor

ÖL II Die Bilanz der US-Regierung: 1.030 Kilometer verseuchte Küste, tausende tote Vögel

Nicht einmal ein Fünftel wurde aufgefangen und abgepumpt

NEW ORLEANS dpa | Neuste Zahlen von US-Wissenschaftlern bestätigen: Die Ölpest im Golf von Mexiko ist die schlimmste der Geschichte. Bis zur provisorischen Abdichtung des Lecks Mitte Juli strömten innerhalb von drei Monaten rund 4,9 Millionen Barrel ins Meer, das sind 666.400 Tonnen, teilte die Einsatzzentrale der Regierung mit.

Nicht einmal ein Fünftel davon (800.000 Barrel) seien aufgefangen und auf Schiffe abgepumpt worden, hieß es am Montagabend (Ortszeit). Es handele sich um die bislang genauesten Schätzungen mit einer möglichen Abweichung von plus/minus 10 Prozent, teilte die Regierung mit. Die US-Regierung schätzt, dass insgesamt 1.030 Kilometer der Golfküste in den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida ölverschmutzt sind. Der US-Naturschutzbehörde zufolge haben dort Helfer seit dem 20. April dieses Jahres 3.300 tote Vögel, 500 tote Schildkröten und 64 tote Meeressäuger eingesammelt. Ob sie alle wegen der Ölkatastrophe starben, ist allerdings unklar. Bislang kamen im Kampf gegen die Ölpest 30.200 Helfer, 5.300 Schiffe, 830 Oberflächenabsauger und rund 1.000 Kilometer Ölsperren zum Einsatz.

Vor Explosion und Untergang der „Deepwater Horizon“ galt der Unfall der Bohrinsel „Ixtoc 1“ 1979 in der gleichen Region als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen in den Golf von Mexiko. Bei der Havarie des Tankers „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas strömten „lediglich“ rund 40.000 Tonnen ins Meer.

Unterdessen bereiteten BP-Ingenieure ein Manöver vor, um das Leck in 1.500 Meter Tiefe endgültig zu versiegeln. Dabei wird schwerer Schlamm unter hohem Druck in das Bohrloch gepresst. Die Operation wird von Experten als „Static Kill“ bezeichnet. Zuvor müssten allerdings noch Tests durchgeführt werden, um den Druck in der Steigleitung zu messen. Es werde rund 24 Stunden dauern, bis klar sei, ob die Operation Erfolg habe. Nach der provisorischen Abdichtung des Lecks Mitte Juli soll der Schlamm das Öl in der Steigleitung in die Tiefe drücken. Zur weiteren Abdichtung wird möglicherweise auch Zement in das Bohrloch gepumpt. Bei der Operation könnten zeitweise geringe Mengen Öl ins Meer fließen, warnte Einsatzleiter Thad Allen.

Der finale Akt zur Versiegelung steht etwa eine Woche später an. Dann wollen die Ingenieure das Ölreservoir in der Tiefe versiegeln. Bei der Operation „Bottom Kill“ sollen rund vier Kilometer unter dem Meeresboden Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden.

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