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Algenwein in neuen Schläuchen

Der weltweit erste Algenwein der Kieler Firma Ocean Wellness darf möglicherweise gar nicht Wein heißen. Die Meeresbiologin und Firmenmitinhaberin Inez Linke sagte, das Kieler Ordnungsamt habe daraufhin gewiesen, dass nur Wein aus Trauben als solcher bezeichnet werden dürfe. Die Firma betreibt die erste Algenfarm Deutschlands und erzeugt auch Kosmetik und Pflegeprodukte auf Algenbasis. Der Wein mit einem Alkoholgehalt von elf bis 13 Prozent war zufällig bei der Produktion von Algenextrakt entdeckt worden. Auch das Landwirtschaftsministerium glaubt nicht, dass der Name Algenwein Bestand haben kann. Im deutschen und europäischen Weingesetz sei die Definition von Wein sehr eng gefasst, sagte eine Sprecherin. Ausnahmen beträfen allenfalls Beerenfrüchte, doch auch für die gebe es strikte Regeln. Dass ein Gemüse wie die Alge die Zusatzbezeichnung Wein führen dürfe, sei angesichts einer sehr starken Weinlobby kaum vorstellbar. Die Uni Tübingen nahm den Begriff Algenwein dennoch schon einmal in ihre „Wortwarte“ auf. Es sei „eine neue Sache, die einer neuen Benennung bedarf“, hieß es in einer Mitteilung der Universität. Die Kieler Firma will nun bis zur Klärung aller Unstimmigkeiten hilfsweise die behördenmäßig korrekte Formulierung verwenden: „alkoholhaltiges Getränk auf Algenbasis“. Das kleine Unternehmen produziert vor Eckernförde in der Ostsee, rund 400 Meter vom Ufer entfernt. Dort wachsen auf 100 mal 100 Metern die Algen in bis zu acht Metern Tiefe. Im Herbst im Labor kultiviert, werden sie im Dezember, wenn das Ostseewasser besonders klar und nährstoffreich ist, als Babyalgen an langen Leinen ausgesetzt. Geerntet wird dann im Mai und Juni von Tauchern.

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