Mit Rap in die zweite Liga

Tennis Borussia will aufsteigen – mit fast allen Mitteln: Ein Ex-Mitglied der Band „Die Ärzte“ schrieb eine neue Vereinshymne und das Team ging kollektiv zum Frisör

Tennis Borussia schlägt neue Töne an. Am vergangenen Freitag waren die Fußballer des Oberligisten mit einigen Anhängern des Traditionsclubs in einem Kreuzberger Tonstudio, um eine Vereinshymne zu produzieren. Ein Mainstream-Meisterwerk aus Rock und Rap sollte es werden – moderner als Wolfgang Gruners „Lied der Veilchen“ mit dem Refrain „Tennis ohne Schläger“ – aber weniger trashig als die (Fan)-Gruppe „E-Blox“, die einst „God save TeBe“ auf Vinyl hämmerte. Kurzum: eine Art vertonte große Koalition aller Borussen.

„Wir wollen ein Stück produzieren, bei dem die jungen Leute im Fan-Block E keine Pickel kriegen und die älteren Jahrgänge auf der Tribüne nicht davonlaufen“, erzählt Komponist Hagen Liebing, Ex-Bassist der „Ärzte“ und nebenberuflich Pressesprecher von TeBe. Die neue Melodie könnte am Freitag im Mommsenstadion gegen Hansa Rostocks Nachwuchs Oberliga-Premiere feiern.

Es wäre nicht der einzige frische Akzent, den die Borussen vor dem Saisonstart setzen. Bei dem Ex-Bundesligisten, der im Jahr 2000 aus dem bezahlten Kickerlager verwiesen wurde und danach ein Insolvenzverfahren durchstehen musste, herrscht derzeit Aufbruchstimmung. „Wir müssen raus aus der Oberliga“, verkündet Vorstand Peter Antony. Deshalb setzen sich die Amateure aus der 4. Liga professionell in Szene: Die Spieler ließen sich bei einem Coiffeur stylen. Gestern erwarteten die Berliner zudem Kubas Nationalelf zu einer Opening-Gala bei freiem Eintritt im Mommsenstadion. „Welcher Amateurverein kann schon von sich behaupten, gegen eine Nationalmannschaft zu spielen?“, fragt Peter Antony rhetorisch.

Es wird jedoch nicht nur gerockt und gefönt im Verein, sondern auch über den Hausaufgaben geschwitzt. Der Kader der 1. Herren-Mannschaft, die in der vorigen Saison bereits auf dem 4. Platz landete, wurde gezielt verstärkt. So soll der Fast-Zweimeter-Mann Abdoul Thiam, der bei Eintracht Braunschweig bereits Zweitliga-Luft schnupperte, die Abwehr verstärken. Von dem Nigerianer Michael Nwankwo, der von Irlands Erstligisten Cork FC nach Berlin wechselte, verspricht man sich zusätzlichen Offensivgeist. „Die Mannschaft ist stark genug, um den Aufstieg zu schaffen“, urteilt TeBe-Sportchef Ronald Maschke.

Um von der erhofften Rückkehr in die Regionalliga im Ernstfall nicht überrascht zu werden, hat die TeBe-Führung einen Unternehmensberater engagiert. Der pekuniäre Fitnesscoach soll einen Businessplan über fünf Jahre erstellen. Mannschaftskapitän Stephan Schmidt und Abwehrkollege Jens Eckl sind als gelernte Ökonomen an der Ausarbeitung eines Marketingkonzepts beteiligt.

„Wir wollen das Unternehmen Aufstieg auf eine ganz solide Basis stellen“, erläutert Antony. Der Mann hat genaue Vorstellungen davon, wo Borussia nach Ablauf des erarbeiteten Fünfjahresplans stehen soll: „Entweder an der Spitze der neuen 3. Bundesliga, vielleicht haben wir den Aufstieg in die 2. Bundesliga dann auch schon geschafft.“

JÜRGEN SCHULZ