: Wenn Forschen unbezahlbar wird
Die meisten Institute sehen schwarz für ihre Zukunft. Ohne Landesmittel fehlt das Geld für exzellente Forschung
■ Deutsches Wollforschungsinstitut. Das DWI an der technischen Hochschule Aachen ist auf moderne Materialforschung ausgerichtet. Denn NRW ist ein wichtiger Standort für die Textilindustrie. Schon unter Rot-Grün musste das 87 Mitarbeiter starke Institut sparen. „Wir haben kaum noch Spielräume bei unseren Projekten“, klagt der stellvertretende Direktor, Karl-Heinz Lehmann. Ohne Landesmittel werde es „sehr schwer“ werden.
■ Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West e.V. Es ist das älteste Institut seiner Art: Das DTNW in Krefeld erforscht seit 1920 unter anderem die Verarbeitung von Textilien. Das Institut kooperiert mit der Uni Duisburg, auf eine Trägerschaft darf es aber nicht hoffen. Da das DTNW gemeinnützig arbeitet, gibt es auch keine direkten Zuschüsse aus der Industrie. „Mit den Landesmitteln müssen wir Personal- und Gebäudekosten zahlen“, sagt Vize-Chef Thomas Bahners.
■ Institut für Wissenschaft und Ethik. Mehr kritische Auseinandersetzung mit dem Fortschritt ist das Ziel des IWF mit Sitz in Essen. Das Institut will zu einer ethischen Reflexion von Medizin, Naturwissenschaft und Technik beitragen. Ohne eine Basisförderung verlieren die 15 Mitarbeiter ihren Job. „Es gibt keine Chance, das durch Drittmittel aufzufangen“, fürchtet Geschäftsführer Michael Fuchs.
■ Institut für Kinderernährung. Schon in diesem Jahr drohte dem renommierten FEK in Dortmund die Schließung. Seit März erhält das Institut 20 Prozent weniger Landesmittel. Das Defizit konnte noch durch Drittmittel von EU und Bund aufgefangen werden. Ob im nächsten Jahr weitere Kürzungen drohen, erfahren die 20 Mitarbeiter in diesem Monat. Das FEK erforscht die Ess- und Trinkgewohnheiten von Kindern und erstellt zum Beispiel Ernährungspläne.
■ Kulturwissenschaftliches Institut. Das KWI in Essen hat Glück im Unglück gehabt. Seit April ist es als eigenständiges Institut in gemeinsamer Trägerschaft der Unis Duisburg-Essen, Bochum und Dortmund. Die Landeszuschüsse von derzeit 1,8 Mio Euro sollen erhalten bleiben. Das KWI war vorher Teil des Wissenschaftszentrums NRW und betreibt seit 1988 interdisziplinäre Forschung auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften.
■ Stiftung Zentrum für Türkeistudien. Probleme von Migranten und die Verbesserung deutsch-türkischer Beziehungen sind nur einige Schwerpunkte des renommierten ZfT in Essen. Geschäftsführer Andreas Goldberg sieht trotz „schmerzhafter Einschnitte“ für sich und 30 Mitarbeiter positiv in die Zukunft: „Wir stehen nicht am Rande des Ruins.“ Es sei jedoch schwierig, mit weniger Landeszuschüssen neue Drittmittel heranzuholen.
GESA SCHÖLGENS
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