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Der gute Draht der CDU

POLITIK Niedersachsens Christdemokraten pflegen den guten Kontakt zu Evangelikalen

In Berlin ist die Evangelische Allianz, Dachorganisation der Evangelikalen bundesweit, seit Jahresanfang mit einem hauptamtlichen Beauftragten vertreten – so wie die evangelische und katholische Kirche auch. Seine Aufgaben: Lobbyarbeit bei Bundestag, -regierung, und -parteien. In Niedersachsen schaffte es die Organisation, die nach eigenen Angaben gut 1,3 Millionen Mitglieder zählt, mit weit weniger Aufwand ins Zentrum der Politik – zumindest zu Zeiten, als die CDU an der Regierung war.

Auf Einladung des damaligen Landtagspräsidenten Hermann Dinkla (CDU) versammelten sich im Januar 2012 Allianz-Anhänger zum „politischen Gebet“ im Portikus des Landtags, um so „die Arbeit, die hinter den Kulissen des Landtages geschieht, wertzuschätzen“. Die Grünen hatten erfolglos kritisiert, dass man ausgerechnet für die Allianz mit ihren teils „christlich-fundamentalistischen Positionen“ vom Neutralitätsgebot abweiche.

Doch das Gebet ist nur ein Vorfall, der die Nähe zwischen der Niedersachsen-CDU und den Evangelikalen zeigt. So pflegt die hannoversche Bundestagsabgeordnete und Kirchenbeauftragte der Fraktion, Maria Flachsbarth, laut ihrer Homepage den „engen Kontakt zu den Evangelikalen“. Und auch Ex-Ministerpräsident und Ex-Bundespräsident Christian Wulff, selbst Katholik, suchte stets den Draht.

Jahrelang saß Wulff im Kuratorium des Vereins Pro Christ, der missionarische Großevents veranstaltet. Führende Vertreter des Vereins halten Homosexualität für heilbar. Kurz vor seinem Wechsel nach Berlin 2010 geriet Wulff zudem wegen eines Auftritts beim Arbeitskreis Christlicher Publizisten (ACP) in die Kritik, dem er zuvor schon Interviews gegeben hatte. Evangelische Sektenbeauftragte nennen den ACP eine „fundamentalistische Splittergruppe am äußerst rechten Rand des Protestantismus“. Wulff rechtfertigte sich, er habe einer Ehrung Ernst Albrechts beiwohnen wollen.

Der ehemalige CDU-Langzeit-Ministerpräsident war beim ACP hoch angesehen. An Albrecht könne es nicht gelegen haben, „wenn die Türken hier mal die Macht übernehmen“, rühmte ihn der ACP einst ob seiner Großfamilie. Bis 2008 trat Albrecht bei Bundestagungen der Publizisten auf – und sympathisierte auch sonst mit dem protestantischen Rand. Dem „Geistlichen Rüstzentrum Krelingen“ bei Lüneburg etwa war Albrecht stets ein enger Verbündeter.

Nahtlos angeknüpft an diese Kontakte hat auch Albrechts Tochter Ursula von der Leyen. Noch als niedersächsische Sozialministerin trat sie in Krelingen auf. Als Bundesfamilienministerin ließ sie sich 2006 vom ACP interviewen. In gleicher Funktion war sie 2008 Schirmherrin des von der Evangelischen Allianz mitorganisierten Jugendkongresses „Christival“ in Bremen, den ihr Ministerium mit einer Viertelmillion Euro förderte. Ein dort geplantes Seminar zur „Heilung“ von Homosexualität wurde abgesagt – nachdem es bundesweit Negativschlagzeilen gegeben hatte. THA

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