: Danke, das war’s
VORHANG ZU Am Sonntag endete die 64. Berlinale. Ein Rückblick
VON NINA APIN
Nach zehn Tagen, mehr als 400 gezeigten Filmen und der Verleihung diverser Goldener und Silberner Bären ist die 64. Berlinale Geschichte.
Die Zahlen: Besucherrekord
Mit 330.000 verkauften Karten gab es einen Besucherrekord. Auch sonst waren die diesjährigen Filmfestspiele nicht ohne Überraschung: Als bester Film erhielt der chinesische Krimi „Black Coal, Thin Ice“ von Regisseur Yinan Diao den Goldenen Bären. Der bereits als Favorit gehandelte Coming-of-Age-Film „Boyhood“ von US-Regisseur Richard Linklater erhielt lediglich den Silbernen Bären für die beste Regie. Die bereits im Vorfeld umjubelte Komödie „The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson bekam den Großen Preis der Jury. Auch in Berlin blieb etwas Bären-Glamour hängen: Der Wettbewerbsbeitrag „Jack“ über zwei vernachlässigte Berliner Brüder gewann zwar nichts, dafür aber das Katholikendrama „Kreuzweg“. Die Geschwister Anna und Dietrich Brüggemann erhielten den Silbernen Bären in der Kategorie Bestes Drehbuch.
Die Festivalleitung: charmant
Der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD), bei der Eröffnung der Berlinale im Skiurlaub, wohnte zumindest der Abschlussgala bei – zusammen mit seinem Kollegen Bertrand Delanoë, Bürgermeister der Partnerstadt Paris. Festivalleiter Dieter Kosslick, nach 13 Jahren im Amt selbst schon eine Art Ehrenbär des Festivals, durfte stellvertretend für Wes Anderson dessen Bären in Empfang nehmen und erfreute wie jedes Jahr mit seiner ganz eigenen phonetischen Interpretation der englischen Sprache. Charmant lehnte Kosslick das am Rande des Festivals an ihn herangetragene Amt des Kulturstaatssekretärs ab – von einer Amtsmüdigkeit als Festivalleiter kann bei ihm noch keine Rede sein.
Die Stars: George Clooney!
Ja, doch, sie waren alle wieder da – in ihren gewohnten Rollen. George Clooney, vertreten mit seiner Produktion „Monuments Men“, gewann zwar nichts, sorgte aber durch gekonntes Strahlen verlässlich für den „G-Punkt“ (Dieter Kosslick). Clooneys Hauptdarsteller Bill Murray pflegte mit skurrilem Jägerhütchen sein Kauz-Image. Der für seine Ausfälle berüchtigte Däne Lars von Trier verzichtete ausnahmsweise auf Kommentare und ließ die Bilder seines Sexschockers „Nymphomaniac“ sprechen. Charlotte Gainsbourgh wies denn auch vorsichtshalber in Interviews darauf hin, dass es nicht ihre Geschlechtsorgane seien, die da im Close-up zu sehen sind.
Skandal: Fehlanzeige
Maximal für ein Skandälchen sorgte von Trier-Darsteller Shia LaBeouf, der zum Smoking eine Papiertüte mit der Aufschrift „I am not famous anymore“ trug. Warum auch immer.
Der Style der Spiele: Kimono
Die beste Frisur hatte natürlich Tilda Swinton, das bezauberndste Kleid wohl die Japanerin Haru Kuroki, die als beste Darstellerin in „The Little House“ geehrt wurde und im Kimono Dankesworte hauchte.
Und was machen wir jetzt?
Im Berlinale-Palast wird wieder das Udo-Lindenberg-Musical einziehen. Und in den Berliner Kinos laufen einige der Festivalbeiträge ganz regulär: aktuell etwa „American Hustle“ und „Das finstere Tal“, ab nächster Woche dann „Monuments Men“ und der erste Teil von „Nymphomaniac“. Ab 6. März läuft „Grand Budapest Hotel“. Auch„Black Coal, Thin Ice“ und „Kreuzweg“ werden zu sehen sein, haben aber noch keinen Starttermin, ebenso wie das Berliner Jugenddrama „Jack“ oder die Stasi-Doku „Anderson“.
Kultur SEITE 17, Berlin Kultur SEITE 24
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