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jupp heynckesSanft begeistert

Ein großer Entertainer war Jupp Heynckes nie. Oft wirkt er angestrengt, wenn er spricht, und meist holpern seine Worte eher über die Lippen, als zu fließen, „Ich bin ein nüchterner Mensch“, sagte der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 2:0 gegen Energie Cottbus lapidar. Manchmal blitzt allerdings doch ein feiner Enthusiasmus auf in den Ausführungen des 61-Jährigen. „Besonders viel Freude hat mir die Innenverteidigung gemacht“, sagte Heynckes irgendwann in diesem Tonfall sanfter Begeisterung, und der Blick seiner Augen veränderte sich, schweifte irgendwo in die hinteren Ecken des Presseraumes. Als hoffe er, dort einen Zipfel der fernen, goldenen Mönchengladbacher Zukunft zu erkennen. „Zé Antonio spielt einen viel besseren Pass aus der Defensive, er hat nicht einen einzigen Ball planlos nach vorne geschlagen“, freute sich Heynckes, davon will er mehr.

Eine Zukunft voller Ordnung und Spielkultur schwebt dem Trainer vor, und in diesem Fall handelt es sich dabei um eine Herzensangelegenheit. Heynckes ist in Mönchengladbach aufgewachsen, hier spielte er von der A-Jugend bis ans Ende seiner erfolgreichen Karriere. Hier begann er auch als Trainer, blieb acht Jahre und brach vor 19 Jahren auf in die weite Fußballwelt. Jetzt will er die Borussia dorthin zurückführen, wo er selber all die Jahre war: weit oben.

Heynckes Sätze begannen jedoch schnell wieder zu holpern. „Das braucht alles noch viel Zeit“, erklärte er, und wer die Mannschaft spielen sieht, kommt gewiss nicht auf die Idee, zu widersprechen. Und vielleicht ist das auch gut so, denn Heynckes’ Rückkehr, die zur Saisoneröffnung vor zwei Wochen unglaubliche 120.000 Menschen auf das Klubgelände lockte, hat eine explosive Stimmung erzeugt. „Ich weiß, dass harte Kritik kommen wird, wenn es nicht schnell genug geht“, sagte Heynckes jüngst, und vor diesem Hintergrund war dieser glanzlose Sieg gegen Cottbus ideal. Jeder hat gesehen, dass diese Mannschaft noch nicht reif ist, doch ins Zweifeln ist auch niemand geraten. Schließlich steht man in der Tabelle schon jetzt dort, wo Heynckes’ Visionen zu Hause sind: im oberen Drittel.DANIEL THEWELEIT

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