: Kontinuität statt Genialität
HOMEBASE Stefan Raab feiert die 2.000. Ausgabe von „TV Total“ (23.30 Uhr, ProSieben)
Stefan Raab ist ein Langstreckenläufer. Gut, mit der Kondition hapert’s, wie sich in jeder „Schlag den Raab“-Sendung aufs Neue zeigt, doch der 47-Jährige gleicht dieses Defizit durch Willensstärke bis hin zur Besessenheit mehr als aus. Wenige Wochen vor der Einstellung von Harald Schmidts Late-Night-Show feiert Raab am Donnerstag die 2.000. Sendung von „TV Total“ – ein Jubiläum, das für einen wie Raab natürlich nur Etappenziel sein kann. „Das erste Fünftel ist geschafft“, zitierte ihn sein Haussender ProSieben in einer Pressemitteilung.
Auch Kritiker der seit Jahren weitestgehend unveränderten bunten Tüte aus Fernsehversprechern, Straßenumfragen, Talkgästen und Livemusik müssen die strategische Meisterleistung hinter dem Format neidlos anerkennen: Raab hat sich mit „TV Total“ eine sehr komfortable Homebase geschaffen, von der aus er immer wieder neue Projekte startet (ESC, Bundesvision Song Contest, Wok-WM, „Absolute Mehrheit“) – die er dann in seiner Sendung schamlos bewirbt. Wie Oprah Winfrey, nur witziger.
„TV Total“ ist der Nährboden von Raabs Karriere. Im Unterschied zu Harald Schmidt, den er bald „offiziell“ überlebt hat, hat Raab seinen Erfolg auf Kontinuität gebaut und nicht auf Genialität. Weder hat er je eine längere Auszeit genommen noch die Zuschauer durch mal mehr, mal weniger Sendetermine verwirrt. Seit dem 8. März 1999, also seit knapp 15 Jahren, ist Raab regelmäßig auf Sendung und damit Deutschlands einzig legitimer Late-Night-Talker, ist doch Verlässlichkeit eine der Grundregeln dieses Genres.
Raab wäre nicht Raab, wenn er sich in der Jubiläumswoche nicht für seine eigenen Erfolge feiern lassen würde: So standen etwa schon am Mittwoch seine Entdeckungen Max Mutzke, Stefanie Heinzmann, Lena und Roman Lob zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. DAVID DENK
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