DAS DING, DAS KOMMT: Erinnerung an den einflussreichen Hofbauverwalter
DAS WASSERKLOSETT ist eine der versteckteren Neuerungen, die das Herrenhäuser Schloss dem Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves verdankt. Er wird jetzt in Hannover gewürdigt
Hier waren Könige zu Hause“, raunt ein Video der Volkswagen-Stiftung über das Schloss in Hannover-Herrenhausen. Dabei erfüllte die barocke, 2009–2013 rekonstruierte Sommerresidenz nur sporadisch ihre Rolle. Denn 1714 übertrug Kurfürstin Sophie von Hannover – vom Parlament in London zur Thronfolgerin ernannt – ihren Anspruch auf Sohn Georg Ludwig, der dann den englischen Thron bestieg.
123 Jahre lang währte die Personalunion zwischen Königreich und Kurfürstentum: Sie endete, weil Queen Victoria als Frau in Hannover nicht erbberechtigt war. Während all dieser Zeit residierten die Hannoveraner lieber in London. 1866 wurde Hannover preußische Provinz, und das Schloss legten 1943 britische Bomben in Trümmer.
Neben der Personalunion gedenkt man in Hannover derzeit des Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves (1788–1864), ab 1814 Hofbauverwalter. Eine seiner ersten Aufgaben war ab 1818 die Herrichtung des Herrenhäuser Schlosses: König Georg IV. erwog einen Besuch in Hannover – und verlangte neben Einrichtungen zum Teekochen auch Sanitärausstattung für die Schlafzimmer; dass es in Hannover daran mangelte, empfand der Engländer als Barbarei. Viel geschah wohl nicht im Inneren. Aber das Gebäude, das auf einen ländlichen Wirtschaftshof zurückging, erhielt von Laves mit wenigen gekonnten Akzenten eine klassizistische Fassade.
Mangels historischer Gesamtpläne ist der Wiederaufbau als Tagungszentrum sehr frei ausgelegt: Ein unterirdisches Auditorium, ein Festsaal sowie zwei Seitenflügel sind in Stahlbeton errichtet, die Fassade orientiert sich an Laves’ Plänen. Authentische Zeugnisse von diesem finden sich im Stadtbild – neben Bauten wie dem Opernhaus gerade auch sein städtebauliches Wirken. BETTINA MARIA BROSOWSKY
■ Herrenhäuser Symposium: „… von vorzüglicher Monumentalität – Georg Ludwig Friedrich Laves in Hannover“, 24./25. Februar, Hannover, Schloss Herrenhausen ■ Architekturzeichnungen Laves’: bis 14. März, Laveshaus, Friedrichswall 5; Stadtarchiv, Am Bokemahle 14–16
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen