: Der reich Beschenkte
Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine haben vier Kinder, der 33-jährige Bilal Necmettin Erdogan ist der zweitälteste, mit Zweitnamen benannt nach Necmettin Erbakan, dem langjährigen Anführer der islamistischen Milli-Görüs-Bewegung und Erdogans politischem Ziehvater. Erstmals von sich reden machte er vor Jahren, als er sich vom Militärdienst freikaufte. Das dürfen alle im Ausland lebenden türkischen Staatsbürger und Bilal lebte damals in Großbritannien. Dennoch kam das in einem Land, in dem der Dienst an der Waffe weithin als Männlichkeitsbeweis gilt, in dem aber auch Tausende Wehrpflichtige im Krieg gegen die kurdische PKK ums Leben kamen, nicht überall so gut an.
Bilal studierte damals in Harvard Kommunalverwaltung – eine bemerkenswerte Karriere für einen Absolventen eines religiösen Gymnasiums. Danach arbeitete er bei der Weltbank, ehe er mit seinen Onkeln Mustafa Erdogan und Ziya Ilgen eine Reederei und eine Baufirma gründete. Zwar fiel Bilal weniger auf als sein ein Jahr älterer Bruder Ahmet Burak, den stolzen Besitzer sechs großer Schiffe, oder als sein Schwager Berat Albayrak, Ehemann von Erdogans Tochter Esra und bis vor kurzem Vorstandsvorsitzender der Çalik Holding, eines Mischkonzerns, zu dem große Bauunternehmen ebenso gehören wie die Zeitung Sabah oder der Fernsehsender atv. Doch auch Bilal gelangte zu plötzlichem Reichtum, was offiziell mit Geschenken erklärt wurde, die Bilal und seine Reyya vor zehn Jahren zu ihrer Hochzeit bekommen haben sollen. Apropos: An die Empfehlung seines Vaters, jede Türkin möge mindestens drei Kinder gebären, haben sich Bilal und Reyya bislang nicht gehalten. Sie haben erst zwei. Aber Reyya ist noch jung, bei der Heirat war sie erst 17.
Über Twitter meldet sich Bilal ab und zu auch zu politischen Themen. „Die westliche Zivilisation ist auf dem Blut und dem Leiden der anderen aufgebaut“, schrieb er im Sommer zum Putsch in Ägypten. Seit Dezember, dem Ermittlungsbeginn in der Korruptionsaffäre, schweigt er auf Twitter. DENIZ YÜCEL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen