: Ausbildung ohne Pass
Fall 3: Die 19-jährige Gjeneta aus dem Kosovo will Krankenschwester werden, braucht dafür aber ihren Pass
Die 19-jährige Gjeneta Kuci lebt seit 16 Jahren in Deutschland. Ihre Familie flüchtete nach Berlin, als im Kosovo der Bürgerkrieg ausbrach. Gjeneta wurde hier eingeschult und machte ihren Realschulabschluss. Da sie aber nur geduldet wird, darf sie keine Ausbildung machen.
Über eine Freundin und durch Mitarbeiter des Flüchtlingsrats erfuhr die 19-Jährige von dem Projekt „bridge“. Vivantes bot in diesem Pilotversuch Berliner Flüchtlingen an, sie in 200 Stunden weiterzubilden und in verschiedenen Kliniken ein Praktikum zu absolvieren. Im Juli konnte Gjeneta nach Abschluss des Projekts ihren Ausbildungsvertrag bei Vivantes unterschreiben. Ab Oktober soll sie den Beruf der Krankenschwester erlernen, bis dahin müsste die Ausländerbehörde jedoch ihren Status verändern.
„Sie hätte im Moment große Aussichten, einen Aufenthalt zu bekommen“, sagte Traudl Vorbrodt, „wenn sie einen Pass vorlegen könnte.“ Das kann Gjeneta jedoch nicht.
Ihre Familie kam ohne Papiere nach Deutschland, ein neuer Ausweis kann ihr nur ausgestellt werden, wenn sie persönlich im Kosovo vorspricht. Einmal dort, würden die deutschen Behörden sie aber nicht mehr nach Deutschland einreisen lassen. Vorbrodt sieht nur die Möglichkeit für Gjeneta, nachzuweisen, dass sie sich aus der Ferne um Papiere bemüht. Dann würde die Ausländerbehörde ihr vielleicht eine Aufenthaltsgenehmigung erteilen. Bis dahin muss die Ausbildung warten. mwo
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