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Nur Kaffee ist noch genug da

NOTUNTERKÜNFTE Die Obdachlosenhilfe mob e. V. musste umziehen: im neuen Domizil an der Storkower Straße fehlen nun 18 Schlafplätze für Bedürftige. Verein klagt über fehlende Umzugshilfen

Trotz bunter Luftballon-Deko ist die Stimmung im neuen Domizil der Obdachlosenhilfe mob e. V. „Obdachlose machen mobil“ an der Storkower Straße in Pankow gedrückt. „Es ist schlimm, dass die Notunterkünfte weg sind“, sagt die Rentnerin Gisela Reinhardt, die den Verein schon am alten Standort in der Prenzlauer Allee lange Jahre als Ehrenamtliche unterstützt hat.

Insgesamt 18 Schlafplätze unterhielt der mob e. V. dort – zum 31. Januar wurde der Initiative der Mietvertrag gekündigt. In der neuen Unterkunft muss die Obdachlosenhilfe nun Abstriche machen: Nur die Redaktion des Obdachlosenmagazins Straßenfeger, ein Café und ein Secondhandladen für Bedürftige sind mit umgezogen. Für die Schlafplätze fehlen im neuen Haus schlicht die Räumlichkeiten.

Die weggefallenen Notunterkünfte hätte Berlin freilich gut gebrauchen können: In der Prenzlauer Allee seien die 18 Plätze das ganze Jahr über ausgelastet gewesen, sagt Andreas Düllick, Vorsitzender von mob e. V.

Auch billig war der Umzug nicht. Düllick schätzt, dass sich die Gesamtkosten am Ende auf 70.000 Euro belaufen werden. Unterstützung habe man indes nur wenig erfahren: Lediglich der Paritätische Wohlfahrtsverband habe den Umzug mit immerhin 33.000 Euro unterstützt, sagt Düllick. Vom Bezirk dagegen ist er enttäuscht: Der Verein habe bei allen zuständigen Behörden um Hilfe gebeten. Genützt habe es nichts.

Anträge versäumt

Regina Kneiding, Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, sagt dagegen: „Wir hatten Unterstützung angeboten, die nicht in Anspruch genommen wurde.“ Der Verein hätte es versäumt, einen fristgerechten Antrag zu stellen.

Auf Nachfrage räumt Düllick ein, man habe tatsächlich keinen regulären Antrag gestellt: „Es ging uns einfach um schnelle unbürokratische Hilfe im Rahmen des Umzugs.“

Die blieb ohne Antrag freilich erwartungsgemäß aus. Nun muss der Verein schauen, wo die Mittel herkommen. Rentnerin Reinhardt will trotzdem optimistisch denken: „In wenigen Tagen ist das Café bestimmt wieder voll.“ Der neue Anlaufpunkt werde sich auch über den Straßenfeger mit Sicherheit schnell in der Szene rumsprechen. Heißen Kaffee gibt es ja immerhin noch.

SASCHA FRISCHMUTH

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