piwik no script img

Betr.: kinotaz nord

A

Ab durch die Hecke USA 2005, R: Karey Kirkpatrick, Tim Johnson

„‘Ab durch die Hecke‘ handelt vom bösen Erwachen aus dem Winterschlaf. Einige Waldtiere stellen im Frühjahr entsetzt fest, dass ihr Lebensraum weitgehend einer Neubausiedlung gewichen ist. Sie sehen sich gezwungen, mit Guerillataktik gegen die fiesen Menschen zu kämpfen. Der überaus launige Animationsfilm von Tim Johnson und Karey Kirkpatrick macht sich lustvoll und einfallsreich über die amerikanische Wohlstandsgesellschaft her und feiert alles, was wild ist.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen

„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) H, HH, HB

Apocalypse Now Redux USA 2001, R: Francis Ford Coppola, D: Martin Sheen, Marlon Brando / Originalfassung mit Untertiteln

“Coppollas um massive 49 Minuten erweiterte Neufassung der berühmten Vietnamkriegs-Phantasmagorie erhöht Plastizität und Detailreichtum der Inszenierung noch, hält aber am Labyrinthischen, Fragmentarischen fest.“ (tip) HH

B

Bandidas USA/Frankreich 2006, R: Espen Sandberg, Joachim Roenning, D: Salma Hayek, Penélope Cruz

„„Bandidas“ stilisiert Salma Hayek und Penélope Cruz zu den schönsten Outlaws des Wilden Westens: Als Bankräuberinnen ziehen sie marodierend durch das Mexiko des späten 19. Jahrhunderts und bringen allerlei Männer um ihr Geld, ihren Verstand und ihr Leben. Die von Luc Besson produzierte Geschichte der Revolverheldinnen ist ein dreister Raubzug durch das Westerngenre, der im komödiantischen Dauerfeuer einen Rohrkrepierer auf den anderen folgen lässt und nicht annähernd so viel Verve hat wie seine beiden temperamentvollen Hauptdarstellerinnen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

Berlin Babylon Deutschland 1996 – 2000, R: Hubertus Siegbert

„Die dokumentarische Langzeitstudie zeigt Berlin als große Baustelle, über und unter der Erde. Ohne Kommentar, aus Bildern, O-Tönen, Musik und wenigen Untertiteln komponiert, entsteht ein formal beeindruckendes Bild von unvorstellbaren Bauprozessen. Bauherren, Architekten und Bausenatoren sprechen für sich. Mit viel Sinn für Bildgestaltung und dezente Effekte wie Verlangsamung und Zeitraffer besticht der Film durch seine spannungsreiche Montage. Die dezente Ironie, die den Strom der Bilder begleitet, spielt auf den Größenwahn des „Neuen Berlin“ an, während der Schluss mit einem Zitat des Philosophen Walter Benjamin auf die Unaufhaltsamkeit des geschichtlichen Fortschritts verweist.“ (filmdienst) HH

Between the Lines – Indiens drittes Geschlecht Deutschland/Indien 2005, R: Thomas Wartmann / Originalfassung mit Untertiteln

„Dokumentarfilm, der sich dem Wesen und der Welt indischer Transsexueller und Hermaphroditen, genannt Hijras, annähert. Drei Porträts stellen unterschiedliche Lebensumstände vor, wobei überzeugend der Eindruck vermittelt wird, dass der geschlechtliche Zwischenraum als ein Freiraum empfunden wird, der sich auch in der eigentümlichen Verbindung von Tradition, Religiosität und Sexualität niederschlägt. Trotz des eindrucksvollen fotografischen Farbenrauschs leidet der Film an Längen, da ihm eine zwingende Dramaturgie fehlt.“ (filmdienst) HB, H

Born To Fight Thailand 2004, R: Panna Rittkrai, D: Noppol Gomarachun, Suntisuk Phromsiri

„Um ihren Anführer aus dem Knast zu pressen, richtet eine militante Gangsterbande in einem Dorf ein Massaker an und nimmt die Überlebenden – darunter eine Sportlermannschaft und der Elite-Cop Daew – als Geiseln. Bis sich die Gefangenen zusammenrotten und ihren schwer bewaffneten Peinigern mit Holzpfählen und fliegenden Handkanten entgegentreten. Brutalo-Spektakel im Fahrwasser des letztjährigen Thai-Hits ‚Ong-bak‘, dessen 45-minütiger (!) Showdown mit unspektakulären Kampfeinlagen und einfallslosen Dauerexplosionen langweilt.“ (Cinema) HH

Die Buddenbrooks Deutschland 1959, R: Alfred Weidenmann, D: Liselotte Pulver, Hansjörg Felmy

“Verfilmung des Thomas-Mann-Romans vom Verfall der Lübecker Patrizierfamilie Buddenbrooks in den Zeitläufen des 19. Jahrhunderts. Achtbare Einzelleistungen, aber weder Erfüllung der Dichtung noch ein bedeutender historischer Gesellschaftsfilm, vielmehr eine beachtliche Kinounterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

C

Capote USA 2005, R: Bennett Miller, D: Philip Seymour Hoffman, Catherine Keener 7 Originalfassung mit Untertiteln

“Der Schriftsteller Truman Capote gehört zu den schillerndsten Figuren der modernen amerikanischen Literatur. Keines seiner Werke sorgte für mehr Wirbel als ,Kaltblütig‘, der zwischen Reportage und Roman changierende Bericht über zwei Verbrecher, die wegen grausamen Mordes an einer Familie in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung warten. Regisseur Bennett Miller zeigt Capote in der Phase der Arbeit an seinem Buch, schwankend zwischen der Suche nach Wahrheit und der Sucht nach Ruhm und Anerkennung. Bemerkenswert die Arbeit von Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman, der für seine Darstellung des exzentrischen, zwielichtigen Literaten für den Oscar nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) HB

D

Darwins Alptraum Frankreich/Österreich/Belgien 2004, R: Hubert Sauper

“Dokumentarfilm über das fatale Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie, das das Leben am Victoriasee in Tansania auf kurz oder lang zerstören wird. Das Ansiedeln von Barschen, die als Speisefisch nach Europa und Japan exportiert werden, und die damit einhergehende Industrie haben zwar kurzfristig Arbeitsplätze geschaffen und Devisen eingebracht, zerstören aber langfristig das ökologische Gleichgewicht des Binnengewässers sowie alte soziale Strukturen. Der Film zeigt diese Konsequenzen mit schonungsloser Offenheit und beschreibt differenziert die komplizierte Zusammenhänge zwischen so unterschiedlichen Dingen wie dem Fischfang, AIDS und Waffenschiebereien. Dabei entsteht ein Bild von erschreckender Düsternis.“ (filmdienst) H

The Da Vinci Code – Sakrileg USA 2006, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ian McKellen

„Dass es in ‚Sakrileg‘ um Dinge geht, die die Grundfeste des Christentums erschüttern könnten, ist stark übertrieben. Die Kritik an der männerbestimmten christlichen Kirche, die das Weibliche unterdrückt, ist nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch so oberflächlich gehalten, dass sich niemand beleidigt fühlen muss, der es nicht darauf anlegt. Ron Howards Filmversion ist darin vollkommen werktreu: Es wird bedeutungsvoll geraunt, aber wenig offensiv präsentiert. Browns kunstlose Schreibe reiht endlos Sätze in direkter Rede aneinander. Drehbuchautorin Akiva Goldsman hat von diesen Dialogen erstaunlich viel übernommen und ‚Sakrileg‘ damit zu einem ungeheuer geschwätzigen Film gemacht, der unfreiwilliger Weise die großen Schwächen der Vorlage mehr betont als verdeckt.“ (epd-film) H, HB, HH, HL, OL

E

Ein perfekter Platz Frankreich 2006, R: Danièle Thompson, D: Cécile De France, Valérie Lemercier

„Jessica (Cécile de France) landet als Hilfskellnerin in einem Bistro der mondänen Pariser Avenue Montaigne, wo sich die Wege der Reichen und Verrückten aus einem Theater, einem Konzert- und einem Auktionshaus kreuzen. Die Autorin und Regisseurin Danièle Thompson (“Jet Lag“), die sich als Autorin u.a. für Louis-de-Funès-Filme seit langem schon im Komödien-Genre auskennt, hat aus dem modischen Plot eine doppelte Erzählung gemacht: halb Klamotte über Pariser Prominente und ihre Macken, halb Rührstück über die seelischen Nöte reicher Kunstliebhaber.“ (tip) H, HB, OL

Emmas Glück Deutschland 2005, R: Sven Taddicken, D: Jördis Triebe, Jürgen Vogel

„„Emmas Glück“ erzählt von der zärtlichsten Halsabschneiderin des Kinos. Die Bäuerin Emma (Jördis Triebel) lebt allein unter Schweinen und weiß sie sanft zu töten. Sie küsst und herzt die Tiere, bevor sie ihnen das Messer an die Kehle setzt. Als es einen Autoverkäufer (Jürgen Vogel) auf Emmas Hof verschlägt, beginnt eine bezaubernde Geschichte über Männer, Schweine, die große Liebe und den Weg allen Fleisches. Basierend auf Claudia Schreibers Roman ist Regisseur Sven Taddicken mit zwei großartig harmonierenden Hauptdarstellern ein ebenso schwungvoller wie bewegender Film gelungen. (Der Spiegel) H, HB, HH, Hl, KL, OL

Esmas Geheimnis – Grbavica Österreich/Deutschland 2006, R: Jasmila Zbanic, D: Mirjana Karanovic, Luna Mijovic

„Mit ihrem Debüt ist der bosnischen Filmemacherin Jasmila Zbanic ein eindrückliches politisches Melodram gelungen, das den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele 2006 gewann. Mit den Mitteln eines psychologischen Familiendramas erzählt „Esmas Geheimnis“ von einer verdrängten Wirklichkeit. Esma lebt mit ihrer zwölfjährigen Tochter Sara allein und verheimlicht, dass ihr Kind bei einer der Vergewaltigungen gezeugt wurde, die sie als Gefangene in einem serbischen Konzentrationslager erlebte. Der Konflikt spitzt sich zu, als Sara auf Klassenfahrt gehen will und für eine Ermäßigung eine Bestätigung über den Märtyrer-Tod ihres vermeintlichen Heldenvaters braucht.“ (tip) HH

F

The Fast and the Furious: Tokyo Drift USA 2006, R: Justin Lin, D: Lucas Black, Lil‘ Bow Wow

„Weil er bei illegalen Autorennen in Kalifornien mitmischt, wird Hitzkopf Sean zu seinem Vater nach Japan geschickt. Doch auch dort lässt er den Fuß nicht vom Gaspedal und legt sich mit dem König der Drift-Szene von Tokio an. Und der steht mit der gefürchteten Yakuza in Verbindung. Nicht von ungefähr nennt man das Genre in den USA auch ‚Car Porn‘ (Auto-Porno). So gesehen ist der Film mit seinen getunten Sushi-Bombern, halsbrecherischen Drifts und hohem Testosteron-Anteil flotter Turbosex für echte Kerle. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ (Cinema) HB, HH

Französisch für Anfänger Deutschland/Frankreich 2006 , R: Christian Ditter, D: François Göske, Paula Schramm

„Im Normalfall muss man selbst ein Teenager sein, um Teenie-Komödien zu mögen. Diese deutsch-französische Co-Produktion funktioniert jedoch altersunabhängig, weil sie mehr als nur plumpe Klischees zu bieten hat. Mit ausgelassener Klassenreise-Stimmung und Hang zu kulturellen Missverständnissen trifft sie meist den richtigen, amüsanten Ton. Vor allem Hauptdarsteller François Göske erweist sich als komisches Talent, wenn er unbeholfen Französisch radebrecht oder glaubt, seine Gastfamilie wünsche, dass er sein Frühstücksmüsli mit Rotwein zu sich nimmt.“ (Cinema) H

Der freie Wille Deutschland 2006, R: Matthias Glasner, D: Jürgen Vogel, Sabine Timoteo

„Eine neunjährige Haftstrafe hat Theo wegen Vergewaltigung verbüßt. Wieder auf freiem Fuß wartet ein Leben in absoluter Unsicherheit auf ihn. Er lernt die 27-jährige Nettie kennen, die ihr ganzes Leben lang von ihrem Vater missbraucht wurde. Obwohl ihre Beziehung von Anfang an unter keinem guten Stern steht, geben sie ihrer langsam aufkeimenden Liebe eine Chance. Zehn Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, „Sexy Sadie“, begeben sich Regisseur Matthias Glasner und Schauspieler Jürgen Vogel erneut auf eine filmische Reise, in der sie einen Blick in die Abgründe verletzter Seelen werfen. Chronologisch gedreht, ist „Der freie Wille“ ein Film von schmerzhafter Intensität, der seinen Weg konsequent zu Ende geht und allen Beteiligten dabei das Letzte abverlangt. Ein Seelenstriptease, der auch deshalb harter Tobak ist, weil sich die Filmemacher weigern, den Zuschauer an der Hand zu nehmen.“ (Blickpunkt:Film)H, HB, HH

Frida Kahlo – Es lebe das Leben Mexiko 1984, R: Paul Leduc, D: Ofelia Medina, Juan José Gurrola / Originalfassung mit Untertiteln

“Lebensmomente der von einem schweren Schicksal gezeichneten mexikanischen Malerin Frida Kahlo, dargestellt in enger Verflechtung mit ihrem malerischen Werk, das ein Spiegelbildihres eigenen Lebens ist. Eine hochartifizielle Filmkompositionvon anstrengend-intensiver Bildkraft, die zu einer faszinierenden Ästhetik verdichtet wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Für immer und dich Deutschland 2006, R: Elser Maxwell

„Erinnerungen an Rio Reiser. Ein Themenabend im Kino – das ist doch mal was Neues. Doch was bleibt übrig, da das Fernsehen den 10. Todestag des charismatischen Künstlers ohnehin übergeht. Elser Maxwell, ein enger Freund Reisers und langjähriger Wegbegleiter, schuf diesen außergewöhnlichen Film, der sich nicht als nostalgischer Rückblick, sondern als Hommage versteht. Sicher, es gibt die alten Aufnahmen, bisweilen sogar aus einem Super-8-Archiv. Vor allem aber basiert die Dokumentation auf den Lesungen aus zwei Büchern, die sich auf unterschiedliche, aber jeweils authentische Art und Weise Rio Reiser und seiner Zeit nähern. Ein Film also für Fans, aber nicht nur für sie. Sondern für all jene, die mehr erfahren wollen über Emotionen von einst, die bis heute zu berühren verstehen. Und über einen Künstler, über den Herbert Grönemeyer mal formulierte, er sei „der einzige deutsche Sänger, den ich je bewundert habe“.“ (Fränkischer Tag) H

G

Garfield 2 – Faulheit verpflichtet USA 2006, R: Tim Hill, D: Breckin Meyer, Jennifer Love Hewitt

„In London wird Kater Garfield mit einer ‚Aristocat‘ verwechselt und macht sich in deren Schloss breit. Damit ruft er jedoch einen fiesen Lord auf den Plan, der es auf das Familienerbe abgesehen hat und das Fellknäuel aus dem Weg schaffen will. ‚Dieser Film ist so schlecht, dass nicht mal die T(kino.de)ierschützer von PETA etwas dagegen hätten, wenn man Garfield ein Loch in den Pelz brennen würde‘, schrieb die US-Presse. Gemein, aber treffend. Denn 80 Minuten Katzenjammer belegen, dass die Hollywood- Studios nicht unbedingt aus ihren Fehlern lernen: Schon Teil 1 war so erbaulich wie eine Katzenhaar-Allergie. Zum Fell-Raufen miese CGI-Effekte und hilflos grimassierende Schauspieler machen das heillose Debakel, bei dem sogar Kids die Krallen ausfahren dürften, perfekt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, KL, OL

Geheime Staatsaffären Frankreich/ Deutschland 2006, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, François Berléand

„Eine Untersuchungsrichterin bringt mit dem Instinkt einer Jägerin und geradezu stählernem Charme in genüsslich zelebrierten Verhörsitzungen korrupte Top-Manager erst aus der Fassung und anschließend zur Strecke. Sarkastisch deckt sie den Amtsmissbrauch der Drahtzieher eines Großkonzerns auf, nicht ohne die Männer im grauen Flanell auf der anderen Seite ihres Schreibtisches noch ein wenig zu quälen. ‚Geheime Staatsaffären‘ ist eine Komödie der Macht: inszeniert (und orchestriert) mit typisch Chabrol’schem Witz, jener eigensinnigen Mischung aus Subtilität und Albernheit.“ (tip)HB, HH

The Giant Buddhas Schweiz 2005, R: Christian Frei

„Auf dem Weg, eine Geschichte über die von den Taliban gesprengten Buddha-Figuren in Afghanistan zu machen, verliert sich Frei (bewusst!) in vielen anderen Geschichten. Da ist die seit Generationen in ihrer Felshöhle lebende Familie, die nicht mehr dorthin zurück darf, weil die Felsen nun zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Da ist der Archäologe, der in der Wüste unbeirrt nach einer weiteren Buddha-Figur gräbt und da ist die afghanisch-stämmige Freundin aus Übersee, die sich ihr Leben lang vergebens danach sehnte, die nun gesprengten Buddhas einmal zu erleben. Der Film zeigt ihre unterschiedlichsten Vorstellungen vom Seienden und der Kultur. Und manchmal scheint er sich wirklich zu verlieren, würde Frei nicht fragen: „‘Wie sagte Buddha? Nichts bleibt, alles ändert.‘“ (Leipzig-Almanach) HB

Ghetto Deutschland/Litauen 2005, R: Audrius Juzenas, D: Heino Ferch, Erika Marozsán, Sebastian Hülk

“Vilna 1941: Der junge deutsche Kommandant des Ghettos Kittel ist so von der schönen, jüdischen Sängerin Haya beeindruckt, dass er sie singen lässt, statt sie zu töten. Wegen ihr befiehlt er auch, das alte Theater wieder zu bespielen. Der junge, litauische Regisseur Audrius Juzenas legt bei seiner berührenden Adaption des auf Tatsachen basierenden, gleichnamigen Theaterstücks von Joshua Sobol über den Überlebenskampf der litauischen Juden viel Wert auf Authentizität. So drehte er die internationale Koproduktion an Originalschauplätzen.“ (Blickpunkt:Film) HB

H

Der Hals der Giraffe Frankreich, Belgien 2004 R: Safy Nebbou, D: Sandrine Bonnaire, Louisa Pili

„In Safy Nebbous Regiedebüt sind Mitglieder gleich dreier Generationen einer Familie unterwegs auf der Suche nach der verschollenen Großmutter: die aufgeweckte neunjährige Mathilde, ihre Mutter Hélène und der Großvater Paul, der einst jeden Kontakt zu seiner Frau abgebrochen hatte, als sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ. Nebbous unprätentiöse Inszenierung hält Tragik und Komik der melodramatischen Suche sehr subtil in der Waage und verlässt sich vor allem auf die hervorragenden Schauspieler.“ (tip) H, HB, HH, OL

Hard Candy USA 2005, R: David Slade, D: Patrick Wilson, Ellen Page

„Vom Chatroom ins Café ins Apartment lief es wie am Schnürchen; doch dann muss Fotograf Jeff feststellen, dass die 14-jährige Hayley keineswegs so frühreif und willig ist, wie erhofft. Stattdessen droht ihm plötzlich die Kastration. Als Zuschauer dieser kammerspielhaften Beunruhigung bleibt einem nur die Wahl zwischen Regen und Traufe: Pädophiler oder selbst ernannte Rächerin – weder das eine noch das andere Identifikationsangebot ist verlockend. ‚Hard Candy‘ ist ein Experiment, das einen zwingt, die eigene Haltung zu Gewaltanwendung und Rachsucht zu reflektieren. Nicht jedermanns Sache. (tip) H,HH, KI

Das Haus am See USA 2006, R: Alejandro Agresti, D: Keanu Reeves, Sandra Bullock

„Die junge Ärztin Kate lernt via magischer Briefpost den Architekten Alex kennen und lieben, als dieser in das gleiche Haus am See nördlich von Chicago zieht, das sie jüngst verlassen hat. Allerdings trennt die beiden die Kleinigkeit von zwei Jahren: Während sie sich in der Gegenwart gelangweilt durchs Leben treiben lässt, zermartert sich Alex im Jahr 2004 den Kopf, auf welchem Weg er sich der vertrauten Unbekannten trotz der Zeitdifferenz nähern kann. Melancholisch gefärbter Liebesfilm, über dessen logische Brüche man tunlichst nicht nachdenken sollte, wobei gerade die Unmöglichkeit ihrer Beziehung durchaus in Bann ziehen kann.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL

Die Hochzeit des Figaro Deutschland 1975, R: Jean-Pierre Ponnelle , D: Hermann Prey, Dietrich Fischer-Dieskau

„Jean-Pierre Ponnelle setzte im Auftrag des ZDF die Oper in den Londoner Shepperton Studios in Szene. Der Regisseur hatte zuvor eine gefeierte „Figaro“-Inszenierung auf der Salzburger Bühne aufgeführt. In der Fernsehfassung nutzt er mit Rückprojektionen, Rückblenden und einer subjektiven Kameraführung die Möglichkeiten des Mediums. Die musikalische Leitung übernahm Karl Böhm. Unter Opernliebhabern gilt Ponnelles „Figaro“-Umsetzung als Klassiker.“ (lycos) H, HB, HH

Hui Buh, das Schlossgespenst Deutschland 2006, R: Sebastian Niemann, D: Michael „Bully“ Herbig, Christoph Maria Herbst

„‚Hui Buh – Das Schlossgespenst‘ durchdringt im Nu dicke Burgmauern, rennt aber gegen Wände, sobald es Angst und Schrekken verbreiten will. Unter Sebastian Niemanns Regie leiht Michael ‚Bully‘ Herbig dem computeranimierten Quälgeist ohne Fortune, der in den siebziger Jahren durch Hörspiele populär wurde, Gesicht und Stimme. Die hysterischen Grimassen und die nervöse Zappelei der Figur erwecken den Eindruck, als müsse das Gespenst beruhigt werden. Allein der große Hans Clarin, der kurz nach den Dreharbeiten starb, schreitet als Kastellan und guter Geist würdevoll durchs phantasierarme Spektakel.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Ice Age 2 – Jetzt taut‘s USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Die Komödie zur Klimakatastrophe: Am Ende der Eiszeit müssen sich die Urzeitviecher vor einer Flutwelle in Sicherheit bringen. Auf der Flucht begegnen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid, die Helden des ersten ‚Ice Age‘-Spektakels, allerlei Getier, darunter zwei hyperaktiven Opossums sowie ein hübsches Mammut-Weibchen. Im US-Original beeindruckt das Trickfilmabenteuer von Regisseur Carlos Saldanha durch rasanten Wortwitz un(kino.de)d absurden Humor. Entsprechend wurden die deutschen Synchronstimmen ausgewählt: Das Faultier spricht Otto Waalkes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

K

Knallhart Deutschland 2006, R: Detlev Buck, D: David Kross, Jenny Elvers

“Dies ist ein kleiner, böser, ganz und gar aufgeweckter Film über eine böse und hellwache Stadt, noch nicht ganz ,Mean Streets‘, aber auch längst nicht mehr ,Sommer vorm Balkon‘. Ganz nebenbei gelingt ,Knallhart‘ noch die schauspielerische Auferstehung von Jenny Elvers-Elbertzhagen, und genauso beiläufig erfindet sich Detlev Buck, der lange unter seinem Image als Komödienregisseur gelitten hat, mit diesem Film noch einmal neu. ,Knallhart‘ ist ein Film aus Klischees, aber die Klischees sind auch wahr, so wie die Wohnungen, die Schulhöfe, die Friseursalons und Unterführungen wahr sind, in denen Buck gedreht hat.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H

Die Könige der Nutzholzgewinnung Deutschland 2006, R: Matthias Keilich, D: Peter Sodann, Ursula Andermatt

„„Die Könige der Nutzholzgewinnung“ thronen auf den Höhenzügen des Harzes und trotzen tatkräftig den Niederungen von Hartz IV. Der notorisch klamme Streuner Krischan veranstaltet mit seinen Kumpels Ronnie und Bert in seinem Heimatdorf Elend (das gibt‘s wirklich) einen Holzfällerwettbewerb und befreit die darbende Gemeinde aus ihrer Depression. In der Komödie, die so unverbraucht und betörend ist wie der Geruch einer frisch geschlagenen Tanne, erzählt Regisseur und Co-Autor Matthias Keilich von ungehobelten Kerlen, die mit rauem Charme die Herzen der Frauen und der Zuschauer erobern. Ein witziger, lebenswahrer, rundum beglückender Film.“ (Der Spiegel) HH

L

Lady Henderson präsentiert Großbritannien 2005, R: Stephen Frears, D: Dame Judi Dench, Bob Hoskins

„Mit einer ‚Revuedeville‘ eröffnet Vivian Van Damm 1937 das Londoner Windmill Theatre, das sich die glücklich verwitwete Mrs. Henderson als exzentrisches Hobby zugelegt hat. Die Bühne der energischen Upper-Class-Lady wird in den folgenden Jahren zur Zuflucht amüsierwilliger Londoner und der Soldaten, die sich in der Stadt aufhalten: Denn wie in Paris treten hier – Nackttänzerinnen auf! Stephen Frears‘ glänzend besetzte und glanzvoll ausgestattete Komödie bezieht ihre Attraktion aus ihren scharfzüngigen Protagonisten und dem Umstand, dass hier ein wahres Stück britischen Widerstandskampfes ans Licht gehoben wird: im ‚Moulin Rouge an der Themse‘, das im Zweiten Weltkrieg als Speerspitze gegen die Lustfeindlichkeit agitierte.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HB, HH, OL

Little Man USA 2006, R: Keenen Ivory Wayans, D: Marlon Wayans, Shawn Wayans

„ Aus dem Knast entflohener Liliputaner lässt sich als Baby adoptieren. Die Wayans-Sippe um Regisseur Keenen Ivory (“Scary Movie“), mittlerweile ein Garant für Holzhammerhumor weit unterhalb der Gürtellinie, erhebt Begriffe wie Rektalthermometer und Genitalkick zum filmischen Leitmotiv. Da erscheinen Worte wie „unteriridisch“, „abstoßend“ und „Menschen verachtend“ noch zu schmeichelnd. Das größte Rätsel ist, wie irgendjemand auf die Idee kommt, solch hirnverbrannten Schwachsinn zu finanzieren.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, OL

M

Das Mädchen aus dem Wasser USA 2006, R: M. Night Shyamalan, D: Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard

„Im neuen Film von „Signs“-Regisseur M. Night Shyamalan verirrt sich eine Wassernymphe folgenreich in die Welt der Menschen. Nach vier Blockbustern in Folge für Disney wechselte M. Night Shyamalan für seine insgesamt sechste Regiearbeit zu Warner. Auch mit der Geschichte selbst, die der Macher von „The Sixth Sense“ und „Signs“ eigentlich nur für seine Kinder geschrieben hatte, betritt er Neuland: Erstmals erzählt Shyamalan ein Märchen für die gesamte Familie – und mit Paul Giamatti und Bryce Dallas Howard, die für ihn in „The Village“ ihr Debüt gab, ist der Film bestens besetzt.“ (Blickpunkt:Film), H, HB, HH, OL

Man muss mich nicht lieben Frankreich 2005, R: Stéphane Brizé, D: Patrick Chesnais, Anne Consigny

„Der 50-jährige Gerichtsvollzieher Jean-Claude führt ein einsames Leben. Doch dann lässt er sich dazu hinreißen, sich für einen Tangokurs anzumelden. Die lateinamerikanischen Rhythmen bringen Schwung in sein Dasein – und führen zur Bekanntschaft mit der jungen Françoise, in die sich der Einzelgänger verliebt. Auch Françoise fühlt sich zu ihm hingezogen. Die Gefühle kommen jedoch reichlich ungelegen. Denn was Jean-Claude nicht weiß, ist, dass die Schöne die Tangoschritte für ihre Hochzeit einübt. Zauberhafte, melancholische Tragikomödie über eine zarte Amour fou.“ (Rheinischer Merkur) HB, OL

Miami Vice USA 2006, R: Michael Mann, D: Colin Farrell, Jamie Foxx

Wenn man merkt, wie sehr sich jemand bemüht, cool zu sein, dann ist dies nicht mehr cool. In diese Falle ist Michael Mann mit seiner Kinoadaption der von ihm selber damals produzierten TV-Serie „Miami Vice“ getappt. Der Film erschöpft sich in reiner Attitüde: Hauptsache Colin Farrell und Jamie Foxx sehen als die Undercover-Cops Crokkett und Tubbs toll aus. Bei dem Regisseur von „Heat“ reicht das nicht.(hip) BHV, DEL, H, HH, HB, HL. KL, OL

Monster House USA 2006, R: Gil Kenan

„Ein kleiner Junge entdeckt mit zwei Freunden, dass das alte Haus in seiner Nachbarschaft ein höchst aggressives Eigenleben entwickelt hat, dem sämtliche „Eindringlinge“ zum Opfer fallen. Als der Eigentümer stirbt, ist für die drei Kinder der Weg frei, um das Geheimnis des lebendigen Hauses zu ergründen. Der für Kinder konzipierte 3D-Animationsfilm jongliert konsequent mit Grusel- und Komödien-Elementen und hält nicht nur die Zielgruppe in Gestalt einer abenteuerlichen Achterbahnfahrt in Atem. Der geschickte Rhythmus und die kauzigen, originell herausgearbeiteten Charaktere überdecken einige Ungereimtheiten.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, OL

O

Olga Brasilien 2004, R: Jaime Monjardim, D: Camila Morgado, Caco Ciocler

„Ewige Liebe schwören sich Olga Benário und der Kommunistenführer Luís Carlos Prestes. Die großen Gefühle ihrer tragischen Beziehung verhindern jeglichen Realismus in dieser einfältigen Biografie der brasilianischen Nationalheldin. Telenovela-Kino, bei dem nichts authentisch wirkt, aber alles pathetisch, bis hin zum Märtyrer-Tod der Edelrevolutionärin im KZ. Solcher Propaganda-Kitsch reißt höchstens Margot Honecker vom Hocker.“ (Cinema) H, HB, HH

Open Water 2 Deutschland 2006, R: Hans Horn, D: Susan May Pratt, Eric Dane

Dummheit muss bestraft werden, und so kommt kaum Mitleid mit den jungen Unbedarften auf, die in „Open Water 2 so blöd sind, allesamt von einer Yacht ins weite Meer zu springen, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, wie sie denn wieder aufs Schiff kommen könnten. Für den Rest des Films schwimmen sie dann im Wasser herum und spielen da bei jenes altbekannte Spiel, das wir hier politisch korrekt lieber „zehn kleine Dummerlein“ nennen wollen. Leider entpuppt sich der Regisseur als ähnlich unfähig wie seine Protagonisten, denn sonst wäre ihm aufgefallen, dass er da Stoff für höchstens einen Akt, aber ganz bestimmt keinen ganzen Film hat. (hip) H, HB, HH

P

Peter Zadek inszeniert Peer Gynt Deutschland 2005, R: Alexander Nanau

„Zadeks Inszenierung von Henrik Ibsens ‚Peer Gynt‘ mit Uwe Bohm in der Titelrolle erlebte ihre Premiere im April 2004 am Berliner Ensemble. Alexander Nanau, der als Regieassistent Erfahrungen mit Zadek sammeln konnte, durfte bei den Theaterproben filmen. Herausgekommen ist die Dokumentation eines schwierigen Prozesses. Die Hauptfigur des Stücks, ein neuzeitlicher Faust, stellt die Frage nach dem Wesen des ‚Ich‘ – und diese Frage richtet sich, über die Arbeit am Text, schließlich auch an die Schauspieler und den Regisseur.“ (tip) HH

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 USA 2006, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley

Ob dies nun tatsächlich „ein Schiffsuntergang von einem Film“ ist, wie der Kollege Tobias Rapp höchst originell schrieb, interessiert eigentlich wenig. Auch der Vorgänger war mit seinen endlosen Schwertkämpfen und Enterangriffen alles andere als gelungen, aber Johnny Depp riss alles heraus, und das tut er diesmal auch wieder. Seine Idee, den Piratenkapitän Jack Sparrow mit den Macken, Manien und Manierismen von Keith Richards zu schmücken, bleibt eine der originellsten und witzigsten schauspielerischen Inspirationen der letzten Jahre. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Poseidon USA 2006, R: Wolfgang Petersen, D: Josh Lucas, Kurt Russell

„Wolfgang Petersen setzt Monsterwellen-Fetischismus und Desinteresse an halbwegs fesselndem Personal nach ‚Der perfekte Sturm‘ mit einem Remake von ‚Die Höllenfahrt der Poseidon‘ fort, das nun wahrlich keiner herbeisehnte. Wenn die Figuren in der zweiten Hälfte meist schweigen, stapeln sich Action-Sequenzen recht ansehnlich, doch letztlich bleibt ‚Poseidon‘ eine dieser rein wirtschaftlichen Interessen geschuldeten Protz-Produktionen, bei denen man nach 120 Sekunden im Detail weiß, wie das alles 120 Minuten später endet: als kreativer Schiffbruch.“(tip) HB

Q

Die Quereinsteigerinnen Deutschland 2005, R: Christian Mrasek, Rainer Knepperges, D: Claudia Basrawi, Mario Mentrup

„Um die Wiederaufstellung gelber Telefonhäuschen zu erreichen, entführen Barbara und Katja Telefonkonzernchef Harald Winter. Doch es ist nicht nostalgische Verklärung der Vergangenheit, die die beiden antreibt, sondern echte Wertschätzung jenes bedächtigeren Tempos, das das Leben in einer analogen Welt bestimmte. Das leuchtet bald auch dem Konzernchef ein, der seinen erzwungenen „Urlaub“ zu schätzen lernt, umso mehr als zwischen Barbara und ihm zarte romantische Bande zu keimen beginnen. Dieses Lustspiel erfreut nicht nur mit schrägem Witz und einem Faible fürs Absurde, in ihm wird auch die hohe Kunst der Slow-Burn-Komik geradezu meisterhaft zelebriert.“ (tip) HH

S

Sanshô Dayû (Ein Leben ohne Freiheit) Japan 1954, R: Kenji Mizoguchi, D: Yuji Yahiro, Yoshikata Yoda / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Japan im 11. Jahrhundert. Tamaki ist mit ihren Kindern Zushio und Anju unterwegs und sucht ihren Mann, der als Gouverneur abgesetzt und verbannt worden ist, weil er sich für die Bauern eingesetzt hat. Auf der Reise fallen sie Menschenhändlern in die Hände und werden verkauft: Tamaki landet als Kurtisane auf der Insel Sado, Zushio und Anjo kommen zu dem grausamen Landvogt Sanshô. Mori Ôgai (1862-1922) greift in seinem Roman einen schon seit dem Mittelalter in mündlich überlieferter Tradition bekannten Stoff des grausamen Sanshô auf, den Mizoguchi, einer der größten Regisseure des japanischen Kinos, in strengen Bildern und vielen starken Totalen umsetzt.“ (Metropolis) HH

Die Schöne Querulantin Frankreich 1991, R: Jacques Rivette, D: Emmanuelle Beart, Michel Piccoli

“Der Kunstmaler Frenhofer versucht nach zehnjähriger Schaffenspause sein Hauptwerk „La Belle Noiseuse“, das er mit seiner Frau Liz als Modell begonnen hat, mit der jungen, wunderschönen Marianne wieder aufzunehmen. Während fünf Tagen ziehen sich der Maler und das Modell ins Atelier zurück; das fertige Bild jedoch bekommt das Publikum nicht zu sehen. Der Film zeigt äußerst naturalistisch den Entstehungsprozess eines Bildes und spiegelt die Leiden und Nöte der Personen wider. Die beobachtende Kamera, der einzigartige Erzählrhythmus und die Schauspieler machen den Film zu einem Meisterwerk.“ (Zoom ) HH

Die Spaziergängerin von Sans-Souci Deutschland/Frankreich 1982, R: Jacques Rouffio, D: Romy Schneider, Michel Piccoli

„Für den Präsidenten einer Hilfsorganisation wird die Vergangenheit wieder lebendig, als er in einem ausländischen Diplomaten einen faschistischen Botschaftsrat erkennt: der Tod seiner jüdischen Eltern, seine Verkrüppelung durch die SA, seine Flucht und der Überlebenskampf seiner Pflegemutter, einer deutschen Emigrantin in Paris, deren Mann ins KZ gebracht worden war. Er nimmt späte Rache und erschießt den Mörder der Menschen, die er liebte. Als große Rückblende erzählter melodramatischer Liebesfilm mit politischen Bezügen, der arg konstruiert wirkt und die heraufbeschworene Nazi-Zeit eher als nostalgisch angehauchte Zeitkulisse einsetzt. Herausragend allein die schauspielerische Leistung Romy Schneiders in ihrer letzten Rolle.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Superman Returns USA 2006 , R: Bryan Singer, D: Brandon Routh, Kevin Spacey

„Alles andere als zum Gähnen ist das neue Abenteuer des Comic-Helden. Es menschelt aufs Schönste, die Konflikte sind nachvollziehbar, gleichzeitig kommt die Action voll zur Geltung. Der aufwendige und abwechslungsreich inszenierte Film überzeugt mit seiner visuellen Gestaltungskraft, seiner Medien-Ironie und seinem Tempo. Indem er sein Genre ernst nimmt, beflügelt er es und verblüfft sein Publikum.“ (Filmbewertungsstelle Wbn) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

T

Thank You for Smoking USA 2005, R: Jason Reitman, D: Aaron Eckhart, Maria Bello

„Weniger der Tabakindustrie als den skrupellos wahrheitsverdrehenden «spin doctors» jeder Branche gilt diese brillante Satire. Aaron Eckhart verkörpert den aalglatten und wortgewandten Tabak-Lobbyisten Nick, der es mit krebskranken Teenagern ebenso aufnimmt wie mit politisch korrekten Senatoren, verführerischen Reporterinnen und einem bewaffneten Ex-«Marlboro Man». In weiteren Rollen glänzen Robert Duvall, Maria Bello, William H. Macy und Katie Holmes. Jason Reitmans Adaption des Romans von Christopher Buckley ist ebenso bissig wie spassig, für Paffer genauso wie für Passivraucher.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, OL

Trennung mit Hindernissen USA 2006 , R: Peyton Reed, D: Jennifer Aniston, Vince

„Eine „romantische Komödie“, an der so gut wie nichts komisch oder romantisch ist: Nach kurzem Vorgeplänkel begibt sich das ungleiche und frisch zerstrittene Paar Brooke und Gary in einen melancholischen Stellungskrieg in der gemeinsamen Eigentumswohnung. Dabei reibt sich der Film zwischen vermutlich lustig gemeinten Klischees, albernen Nebenfiguren und der gar nicht einmal so unrealistischen Streitsituation des Paares langsam auf – doch die schwermütige Bitterkeit, die sich in dieser Komödie langsam breit macht, hat durchaus etwas.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

U

Urmel aus dem Eis Deutschland 2006, R: Holger Tappe, Reinhard Klooss

„‘Urmel aus dem Eis‘ ist ein aufgewecktes Dinosaurier-Baby, das auf einer Südseeinsel mit seinen tierischen Freunden und einem verschrobenen Sprachprofessor das Leben genießt, bis plötzlich ein Großwildjäger ins Paradies einfällt. Die temporeiche und gradlinige Leinwand-Adaption des Kinderbuch-Klassikers von Max Kruse erweckt die liebenswerten Charaktere der Vorlage, die 1969 durch einen TV-Vierteiler der Augsburger Puppenkiste legendär wurden, zu neuem digitalem Leben. Die Regisseure Holger Tappe und Reinhard Klooss verwandeln den Stoff in zeitgenössische kindgerechte Unterhaltung und verbreiten ungetrübt gute Laune.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

V

Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote . ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (NZZ) H, HB, HH, HL, KI, OL

W

We feed the world Österreich 2005, R: Erwin Wagenhofer

„Dokumentarfilm, der die Abgründe industrialisierter Nahrungsmittelproduktion und die Folgen ihrer weltweiten Vernetzung thematisiert. Dabei kommen Bauern, Fischer, der UN-Sonderbeauftragte für das Menschenrecht auf Nahrung und der Konzernchef von Nestlé zu Wort. Der Film will aufrütteln, indem er die sozialen, politischen und ökologischen Folgekosten der Agrarindustrie auflistet, wobei er beim Versuch, für die vielen widersprüchlichen Aspekte eine konsistente Erklärung und Lösung zu finden, allzu simplen Erklärungsmustern erliegt.“ (filmdienst) H, HH

What the Bleep do we (K)now? USA 2004, R: Betsy Chasse, Mark Vincente, William Arntz

“Ver....., was wissen wir eigentlich?“, könnte der sinngemäß übersetzte deutsche Titel dieses seltsamen Films sein, in dem sich 13 Wissenschaftler und ein 35 000 Jahre altes Bewusstsein vom verschwundenen Kontinent Atlantis eben diese Frage nach dem Leben, dem Universum und allem stellen. Doch die drei Filmemacher konnten sich nicht auf eine Stilform einigen, mit der sie ihre Geschichte erzählen wollten, und so inszenierte jeder von ihnen ein Drittel des Films, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die drei Erzählebenen irgendwie zusammenpassen. Und so fragt sich der Zuschauer leider zu oft in diesem Film „What the Bleep are they doing?“ (hip) HH

Where The Truth Lies (Wahre Lügen) Kanada/Großbritannien/USA 2005, R: Atom Egoyan, D: Colin Firth, Kevin Bacon / Originalfassung mit Untertiteln

“Eine junge Reporterin recherchiert einen Mordfall aus den 1960er Jahren, in den zwei erfolgreiche Entertainer verwickelt waren. Eine Hotelangestellte war damals in deren Suite tot aufgefunden worden, offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens, ohne dass ein Täter überführt worden wäre. Bei ihren Nachforschungen kann die Journalistin jedoch alsbald nur noch schwer zwischen den verschiedenen Versionen des fraglichen Abends unterscheiden. Ein ebenso hypnotischer wie hochdramatischer Thriller in der Tradition des Film Noir, bei dem Regisseur Atom Egoyan (,Exotica‘) einmal mehr die Zuverlässigkeit von Erinnerungen hinterfragt und davon auch die Wahrheit der (Kino-)Bilder nicht ausnimmt.“ (Rheinischer Merkur) HB

Wie im Himmel Schweden 2004, R: Kay Pollack, D: Michael Nyquist, Frida Hallgren

“Ein begnadeter Dirigent kehrt in seine schwedische Heimat zurück und wird zum Leitwolf des Provinzchors. Durch Musik die Herzen der Menschen zu öffnen, ist sein oberstes Ziel. In dieser Finde-dich-selbst-Stimmung liegt auch das Erfolgsgeheimnis von ‚Wie im Himmel‘. Virtuos spielt Pollak auf der Klaviatur der Emotionen und offeriert dem Zuschauer eine gestörte Welt, die am Ende durch die Kraft der Musik geheilt wird. Wo die Grenze zum Kitsch geschnitten oder sogar überschritten wird, muss jeder Zuschauer selbst beurteilen.“ (Cinema) H, HB,HH, HL, Ol

Wie in der Hölle Frankreich/Italien/Belgien/Japan 2005, R: Danis Tanovic, D: Emmanuelle Béart, Karin Viard

“Die Schicksale von vier Frauen, die zusammenhanglos nebeneinander zu stehen scheinen, offenbaren sich durch das Einwirken eines jungen Mannes als tragische Verflechtungen, in denen ein unerbittliches Schicksal wirkt. Nach Tom Tykwers ,Heaven‘ die zweite Verfilmung eines Drehbuchs aus Krzyzstof Kieslowskis ,Himmel-Hölle-Purgatorium‘-Trilogie. Die kunstvoll konstruierte Handlung erweist sich als spannungsarm exekutierte philosophische Reflexion, deren Szenario mit erlesenen Mitteln durchgespielt wird, der es aber deutlich an Substanz mangelt.“ (filmdienst) H

Wie sehr liebst du mich? Frankreich 2005, R: Bertrand Blier, D: Monica Bellucci, Bernard Campan

Die laszive Daniela wird in einer Nachtbar am Pigalle von den Männern umschwärmt, wie das Licht von den Motten. In der Überzeugung, er habe beim Lotto gewonnen, bietet Francois der Schönen der Nacht an, gegen Bezahlung zu ihm zu ziehen. Daniela willigt ein und folgt ihm in seine Wohnung. Aber so leicht kann man eine Nutte nicht ans häusliche Leben gewöhnen, zumal ihr Zuhälter Charlie die Entwicklung alles andere als lustig findet. Nach der eher unsäglichen Altherrenfantasie „Les cotelettes“ findet der ewige Agent provocateur Bertrand Blier (“Die Ausgebufften“) mit einer abermaligen Variation seiner Lieblingsthemen (Sex, Unterwerfung, Macht) zu alter Form zurück und setzt Monica Bellucci endgültig ein Denkmal als Vollweib des neuen Jahrtausends.“ (Blickpunkt:Film), H, HB, HH

Wolf Creek Australien 2005, R: Greg McLean, D: John Jarratt, Cassandra Magrath

„Drei Urlauber erhalten nach einer Autopanne in den Outbacks von Australien Hilfe von einem kauzigen Einheimischen, der sich bald schon als sadistischer Mörder erweist. Handelsüblicher Slasherfilm vor der Kulisse der australischen Landschaft, der dramaturgisch schnell ermüdet. Formal nicht ohne Reiz, weil er durchaus geschickt eine suggestive Stimmung des Unbehagens aufzubauen weiß.“ (filmdienst) H, HB

Z

Zum Glück geküsst USA 2006, R: Donald M. Petrie, D: Lindsay Lohan, Chris Pine

„Ashley ist ein wahrer Glückspilz: Smart, gut aussehend und erfolgreich als Managerin einer Boyband, schwebt sie geradezu durchs Leben. Das Gegenteil ist bei Jake der Fall, der sich als Hausmeister durchschlägt, sich vergebens müht, für die Band McFly einen Plattenvertrag zu ergattern, und vom Pech geradezu verfolgt wird. Auf einem Maskenball kommen sich Ashley und Jake näher, und die Pole von Glück und Pech scheinen sich zu vertauschen, was Lindsays perfektes Leben ganz schön auf den Kopf stellt. Die solide und romantische Fantasy-Komödie mit Slapstick-Elementen bedingt viele Klischees und bleibt an der Oberfläche, kann aber mit spielfreudigen Darstellern trumpfen.“ (Rheinischer Merkur)H, HB, HH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen