ABSCHLUSSWOCHENENDE: Tschüss, Bar 25
Es war wohl so neun, Montagabend. Da hinten spielte Pilocka Krach. Sie hatte einen Helm auf. Neben ihr auf der Bühne tanzten viele Leute von der Bar 25 auch in unterschiedlichen Kostümen. Mit Federschmuck. Und so. Eigentlich wie die Village People. Es war der letzte Auftritt auf der großen Bühne der Johannesburg, ziemlich gut, trashig rockstarmäßig. Und sehr laut auch; eine so gute Anlage hatte es hier noch nie gegeben.
Jemand (vermutlich ein DJ) sagte, er sei gerade aus Tokio gekommen. L. würde übermorgen nach Toronto fliegen, um über die The-Wall-Tour von Roger Waters zu berichten, und am nächsten Morgen sollte sie selbst noch einmal auflegen. Man hatte viel Geld rausgehauen für Nebel, Konfetti und Schaum, der bald wie nasser Schnee aussah. Es hatte Anwohnerbeschwerden gegeben und für diesen Abend auch keine richtige Genehmigung. Die Polizei sagte: „Aufhören!“ Jemand auf der Bühne sagte, wir machen weiter, soll’n die doch kommen. Da hinten stand ein Millionär in seinem Anzug.
Das Gelände sah so ein bisschen „Alice im Wunderland“-mäßig aus; wie die Fusion am Anfang. Ein Lichtspiel schien das E-Werk zu zitieren. Manche hatten geheult, weil es ja das letzte Mal war; Drogen gegen den Kummer genommen, viel getrunken sowieso. Weil der Herbst sozusagen ja sowieso, grad am Anfang, das Gemüt schwer werden lässt, passte alles auch wieder zu gut.
Jemand sagte, LSD ließe sich gut mit Absinth kombinieren. Dann war es wohl Mitternacht. Es gab ein Feuerwerk und eine Prozession, und irgendetwas Wichtiges wurde zum Andenken verbrannt. Die Musik schwieg nun schon eine Weile, es war wohl eins, als etwa 20 Männer in Reihe auf das Gelände der Bar gingen. „Haben die auch einen Stempel oder stehen die auf der Liste?“ Der Türhüter lachte. „Ich glaub, das sind alles Bullen.“ Sie sollten die Anlage mitnehmen. Es gab aber sieben. DETLEF KUHLBRODT
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